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Eines der vielen Manifolds. Fotos: Hans Hansen

Vielfältig gefaltet

Franco Clivio hat ein Problem gelöst und dabei filigrane Objekte zwischen Design und Kunst geschaffen. Gestern wurden sie im Auktionshaus Germann vorgestellt.

Franco Clivio hat ein Problem gelöst und dabei filigrane Objekte zwischen Design und Kunst geschaffen. An das Problem geriet er 1964, als junger Student an der HfG Ulm. Ein Dozent - dessen Name Clivio hartnäckig verschweigt – behauptete, er habe einen Würfel erfunden, der sich flach zusammenfalten lasse, ohne freilich die Lösung zu zeigen. Das forderte Clivio heraus. Er fing mit spiegelnden Metallplättchen an zu pröbeln, die er auf Buchbinderleinen klebte. Die entsprechenden Modell zog er an der gestrigen Vernissage aus der Hosentasche und führte sie vor. Doch ganz befriedigen konnten ihn diese kinetischen Objekte nicht, die sich zwar zu immer neuen Formen aufffalten und wieder in die Fläche legen lassen. Doch sie blieben nicht so stehen, wie der Meister wollte. Erst fünfzig Jahre später kam der Durchbruch: Clivio reduzierte den Würfel auf die Kantenlinien und wählte ein neues Material. In feine Metallröhrchen, die in der Medizin für Spritzen eingesetzt werden, schiebt er als Gelenke noch feinere Röhrchen ein. Fragil, und doch stabil lassen sich die Gebilde in unzählige Formationen falten, die stabil auf der Unterlage stehen. Hat man sich sattgesehen, klappt man sie zusammen und bewahrt sie flach in der Kartonschachtel aus. Nun ist das Resultat dieser langen Suche im Auktionshaus Germann in Zürich zu sehen. In einer Vitrine sind die fragilen Gebilde ausgestellt. Wüsste man nicht um das zugrundliegende Problem, erinnerten die fein vergoldeten Formationen an plastische Experimente des Informel und des abstrakten Expressionismus der 1950er Jahre. Doch Clivio wäre nicht der clevere Didakt, der er er ist, liesse er die Besucherinnen und Besucher vor der Vitrine stehen. An drei Handmodellen können sie das Prinzip ausprobieren und zu verstehen versuchen....
Vielfältig gefaltet

Franco Clivio hat ein Problem gelöst und dabei filigrane Objekte zwischen Design und Kunst geschaffen. Gestern wurden sie im Auktionshaus Germann vorgestellt.

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