Der Schirm von Youjung Jeong und Mu-Hau Kao. Fotos: © ECAL/Younès Klouche

Tragbares

Studenten der ECAL haben tragbare Objekte entworfen, die Materialien des Labels Qwstion neu interpretieren: vom Schirm, über eine zerlegbare Tasche hin zu einem Reiseschal, der im Flugzeug nicht als Gepäckstück zählt.

Es ist heute oft von intelligenten Materialien die Rede. Was nicht bedeutet, dass Materialien früher dumm waren, im Gegenteil. Schon Mitte der Dreissiger entwickelten Engländer einen wasserabweisenden und winddichten Baumwolle-Stoff, der später im Armeekontext etwa für Fallschirmspringeranzüge eingesetzt wurde. Baumwolle ist nicht unbedingt ein Material, von dem man diese Eigenschaften erwarten würde. Wie das geht? Das Textil wird eng gewoben, und da das dünn gesponnene Garn äusserst saugfähig ist, quellen die langen Fasern beim Kontakt mit Wasser auf. Dadurch entsteht eine so hohe Dichte, dass der Stoff Wasser abweist, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Fasziniert davon kontaktierte Christian Kägi vom Taschenlabel Qwstion, die Firma «DNS Fabricshub», die das Material «CottonShell» entwickelt. Qwstion setzt es seither für einen Regenmantel ein.

Als Dozent im Master-Studiengang in Product Design an der ECAL wollte Kägi das Potenzial dieses Materials weiter ausloten. Er stellte seinen Studierenden die Aufgabe, den Stoff in ein tragbares Produkt umzusetzen. Tragbar im doppelten Sinne: Es durfte ein Kleidungsstück sein oder eine Tasche. Zu Verfügung standen Einzelteile seines Taschenlabels wie Schnallen oder Tragriemen. Zusätzlich sollte dafür eine passende Installation entworfen werden, schliesslich ist Präsentation heute fast so wichtig wie das Produkt selbst. Die Studierenden, die in Zweierteams arbeiteten, entwickelten ganz unterschiedliche Lösungen, die nun im Qwstion Store in Zürich ausgestellt sind.

Es ging auch darum, Ideen aus anderen Feldern einzubauen. Das tut etwa der Schirm von Youjung Jeong und Mu-Hau Kao, der die übliche Anzahl Bestandteile für einen Schirm reduzierte und dadurch zu einer nachhaltigeren Produktion beitragen möchte. Inspirieren liessen sie sich von Faltreflektoren, wie sie Fotografen verwenden. Eine besondere Interpretation des Materials liefern Alexandre Picciotto und Thomas Missé mit ihrem multifunktionalen Sack. Sie prägten den Stoff mit einem Punktmuster, entwickelten einen einfachen Verschluss, der das Tragen von Hand erlaubt und sich zudem mit wenigen Handgriffen in einen Rucksack verwandelt. Für moderne Nomaden entwarfen Oscar Estrada und Ignacio Merino einen Rucksack, der sich in drei einzelne, kleinere Taschen zerlegen lässt. Der Aspekt der Multifunktionalität steht auch im bei einem Reiseschal im Mittelpunkt, der gleichzeitig als Behälter für kleinere Objekte wie Pass oder Boardingkarte dient und so nicht als Gepäckstück zählt. 

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