Darja Studer mit ihrer Abschlussarbeit Nura.

Sterben begleiten

Den endgültigen Abschied erleichtern will Darja Studer mit Nura. Sie erhielt den sda ba award, mit dem der Berufsverband Swiss Design Asssociation Diplomarbeiten seiner Partnerschulen auszeichnet.

Der sda ba award zeichnet Bachelorarbeiten an Partnerschulen des Berufsverbandes aus. Sechs Arbeiten wurden vom Institut Industrial Design der HGK FHNW nominiert, eine Jury um Andreas Saxer hat die Arbeiten begutachtet und diskutiert.

Darja Studer, Nura
Den endgültigen Abschied erleichtern will Darja Studer mit ihrer Diplomarbeit Nura. Denn die letzte Lebensphase eines Menschen ist eine anspruchsvolle und verletztliche Zeit. Ihr Objekt «Nura» hilft den Betroffenen und Angehörigen, den Wechsel von zu Hause in ein Hospiz oder ein Spital besser zu bewältigen. Eigene Gegenstände, Fotos und Bilder sind wichtige Begleiter auf diesem Weg. Dazu schlägt die Designerin ein eigenständiges Möbel vor, das als Sichtschutz und Ablage dient, das persönliche Gegenstände und BIlder aufnehmen kann. Die Jury lobt, wie Darja Studers Objekt die letzten kurzen Momente vor dem Tod begleitet. Es referenziert liturgische Objekte oder auch einen Traumfänger. Sie entwickelte, ausgehend von einer umfassenden Recherche, ein typologisch schwer fassbares Möbel, das vielleicht gerade deshalb die richtige Antwort bietet. Die Jury bedankt sich für die mutige Arbeit, die feinfühlige Auseinandersetzung und die hervorragende Präsentation.

Die weiteren nominierten Objekte sind:

Manuel Bachmann und Carolien Janssens, Project Yahyah
Manuel Bachmann und Carolien Janssens entwickeln und vertreiben mit «Project Yahyah» Designprojekte mit einem sozialen Auftrag. Die erste Kollektion, ein Tisch und Stuhl, wird in drei Handwerksbetrieben der Region Basel hergestellt: Einer Schreinerei, einer Lederwerkstatt und einem Textilatelier. Die Kollektion besticht durch die konzeptionelle Nachhaltigkeit in Bezug auf Ressourcen, soziale Integration und regionaler Produktion in Handwerksbetrieben. Gefertigt wird sie von Asylsuchenden, vorläufig Aufgenommenen und Flüchtlingen – damit diese einen Einstieg in den Arbeitsmarkt finden. Der Tisch und Stuhl sind solide gestaltet und vermitteln in bekannten Typologien, was Design leistet, lobt die Jury. Zusammen mit KMUs mit sozialem Auftrag Produkte herzustellen, kann den Unterschied für eine Kaufentscheidung machen. Dieser Unterschied gilt es noch zu stärken. Das Konzept über das Produkt und die Kommunikation schlüssig zu vermitteln, bildet die Herausforderung.
 

David Baumann, Let's play
Ein gemütlicher Schaukelstuhl ist bei allen beliebt. David Baumanns Exemplar «Let's play» hat gelernt, in alle Richtungen zu schaukeln. So lädt der Schaukelstuhl im öffentlichen Raum – unserem gemeinsamen Wohnzimmer – zum Verweilen ein. Sitzen, schaukeln und spielen ist damit überall möglich. Der Vorschlag fasziniert und besticht durch seine in zwei Richtungen geführten Schaukelbewegungen. Die erforschende Formensuche über Modelle im Massstab und über Funktionsmodelle überzeugt die Jury, wenn auch die Chance, den Schaukelstuhl zu einem fertigen Produkt zu entwickeln, noch nicht vollständig genutzt wurde. Die Jury empfiehlt die Konzentration auf das Produkt: Es lohnt sich, in der Weiterentwicklung des Konzepts vor allem auf die ergonomische Nutzung und auf die gefühlte Sicherheit zu achten.
 

Wanda Gysin und Mara Rubio, Yano
Wanda Gysin und Mara Rubio haben mit «Yano» gemeinsam einen wandelbaren Tisch entwickelt, der sich explizit an ein junges, mobiles Publikum richtet. DIe Tischplatte ist wendbar, der Tisch kann einfach auf- und abgebaut werden. Er hält einen Stauraum bereit und hilft durch zusätzliche Schubladen und weitere Accessoires mit, Ordnung zu halten. Der Tisch, der als Arbeits- und Esstisch überzeugt, positioniert sich passgenau in der bestehenden Kollektion von Wogg: Er referenziert Entwürfe und gestalterisch-konstruktive Lösungen dieses Herstellers. Die konstruktive Lösung des Untergestelles ist sinnvoll. Aus Sicht der Jury wären neue gestalterische Ansätze für die zu erreichende junge Zielgruppe notwendig und sie bestärkt deshalb die beiden Gestalterinnen darin, mehr Mut zu eigener Formensprache auszuleben.
 

Maria Rudin, Link 01
Mit «Link 01» gestaltet Maria Rudin eine mechanische Armbanduhr. Sie besticht durch eine innovative ergonomische Bedienung. Die Basisuhr verfügt über einen seitlichen Drehring, um Zeit und Datum einzustellen. Mit weiteren Modulen lässt sich eine zweite Zeitzone, eine Stoppuhr mit Timer, das Datum mit Zeitzonen, ein Notrufknopf oder ein dekorativer Farbakzent hinzufügen. Mit der mechanischen Basis behält die Uhr ihre Beständigkeit und passt sich mit den Modulen dem Zeitgeist an. Der Umfang der modularen Möglichkeiten ist ungewohnt umfangreich. Die vielen Optionen sind bei der ersten Betrachtung verwirrend. Die technischen Visionen haben jedoch grosses Potenzial, in Innovationen überführt zu werden. Die Jury empfiehlt deshalb, die Optionen zu «entflechten» und ausgehend von dem System mehrere, eigenständige Produkte zu entwickeln.
 

Lei Tray Tieu, Das Auge isst mit
Lei Tracy Tieu will, dass der Besuch im Restaurant Namamen  nicht nur eine Gaumenfreude sei, sondern ein ästhetisches Erlebnis. Ihr Projekt «Das Auge isst mit» stattet jeden Tisch mit einem einheitlichen Menage-Set aus, das Essen wird auf einem modularen Geschirrset serviert, das die Gäste zum spielerischen, insta-tauglichen Zusammensetzen anregt. Speisen für unterwegs erhalten hochwertige Verpackungen und sorgen so auch dafür, dass das Markenimage ausserhalb des Restaurants auffällt. Der Jury gefällt die hervorragend strukturierte Präsentation und umfassende Bearbeitung des Projektes. Wie man isst und was man dabei hinterlässt ist relevant und bildet einen wichtigen Teil der Auseinandersetzung. In einem nächsten Schritt sollten Produktionsmethoden und ihre Auswirkungen auf die Form stärker beachtet werden. Die Jury sieht weiteres Potenzial bei der Materialtrennung und im Recycling.

 

 

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