Buchvernissage: Neue Grafik Fotos: zVg

Neue Grafik im Reprint

Als Zentralorgan guter Grafik, als Plattform der Rastertypografie wurde die «Internationale Zeitschrift für Grafik und verwandte Gebiete» beschrieben. Nun werden die 18 Hefte der Neuen Grafik als Faksimile-Nachdruck wieder aufgelegt. Der Buchmacher Lars Müller erfüllt sich damit einen leidenschaftlichen Wunsch, wie er sagt.

Die Idee zur Zeitschrift hatte der Zürcher Gestalter Josef Müller-Brockmann, Mitstreiter fand er in Richard Paul Lohse, Hans Neuburg und Carlo Vivarelli, der das grafische Konzept beisteuerte. Das Redaktionskollektiv firmierte knapp und klar mit LMNV und brachte zwischen 1958 und 1965 achtzehn Hefte heraus. Darin formulierte die Schweizer Grafik Zürcher Provenienz ihr strenges Programm. Die Ausgaben vermittelten im In- und Ausland die Grundlagen einer als objektiv verstandenen Kommunikation und einer konstruktiven Gestaltung. Und bereiteten so den lange anhaltenden und weitherum gehörten Ruf der Schweizer Grafik vor, die schon bald als International Style Furore machte. Ordnung war das Ziel, wie es im Editorial der ersten Ausgabe heisst: «Das Neue an dieser Grafik ist vor allem ihre fast messbare Klarheit.» Das wiederum diente als Basis für die konzeptionelle Ausrichtung des Corporate Design der zunehmend international agierenden Grossunternehmen. Ebenso beeinflusste diese Haltung Plakate, Ausstellungen und Publikationen.

Ist der Reprint historisches Dokument oder verlockt er zur aktiven Aneignung? Beide Interessen werden bedient. Und wer darin blättert stellt fest, dass die fundamentalistische Haltung, was die Gestaltung betrifft, durch das breitgefächerte inhaltliche Interesse der vier Zürcher Grafiker aufs Schönste relativiert wird.

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