Institut Modedesign HGK FHNW, Jacqueline Loekito, Julia Heuer Fotos: Alexander Palcios

Mode Suisse unter freiem Himmel

Die sechzehnte Ausgabe der Mode Suisse zeigte in stimmungsvollem Ambiente sorgfältiges Handwerk, pragmatische Mode und überzeugte schliesslich in gewohnter Manier.

Am 31. August fand die sechzehnte Ausgabe der Mode Suisse in Zürich statt. Der Laufsteg führte über die Dachterrasse der allgemeinen Berufsschule Zürich, ehemals Hochschule der Künste. Mit den Dächern Zürichs im Rücken präsentierte sich an einem der letzten warmen Sommerabenden eine vielfältige Schweizer Modeszene. Das Team um Initiator Yannick Aellen verband die wilden Entwürfe der Nachwuchsdesigner der HEAD in Genf und dem Basler Institut für Modedesign mit gesetzteren Kollektionen von etablierten Labels zu einer stimmungsvollen Schau. Das Format lebt von dieser Mischung, die den Designschaffenden den Einstig in den Markt erleichtern soll.

Die Eröffnung der Modenschau lag an Julia Heuer, die eine elegante Kollektion vorführte. Lange arbeitete die Textildesignerin für Jakob Schläpfer, 2015 wurde sie in Langenthal mit dem Designpreis Schweiz ausgezeichnet. Und auch nun stachen die gradlinigen Plissékleider und -Blusen in sorgfältigster Handwerkskunst neben groben Street Styles und androgynem Oversize heraus. Heuer arbeitet in der japanischen Bindfalttechnik nach Arashi Shibori – eine Technik, bei der im selben Prozess gefärbt und plissiert wird. Die Kollektion in hellen Farben und floralen Prints kommt leicht und tragbar daher. Ähnlich Feminines zeigte sonst nur die Designerin Nina Yuun. Für Männer fehlte diesmal eine vergleichbar klare Linie gänzlich. 

Pailletten und Federboa bei Mourjjan.

Umso dramatischer folgten nach Heuer die Abend- und Cocktaillkleider von Mourjjan. Unter dem Titel «Circus of Life» liess es der Designer, der zwischen Zürich, Mykonos und Beirut pendelt, glitzern und wallen. Mit seinen asymmetrischen Schnitten, Schleppen und Pailletten tritt er inzwischen regelmässig an der Mode Suisse auf. Und auch sonst durften sich die Gäste auf Altbekannte freuen: Jacqueline Loekito strickte für diese Kollektion in feineren Maschen, blieb aber dem genderfluiden Motto «Pretty-Pink and Baby-Blue» treu. After Work Studio inszenierte die Urbanen Schnitte diesmal ohne Kopftuch und setzte stattdessen auf Flipflops. Und bei Amorphose aus Lugano kehrte die imposanten «Circle Gloves» der letzten Kollektion – nun grün statt rot – zurück.

Urbane Looks bei Amorphose.

Unverkrampft traten die Nachwuchsdesignerinnen Ania Marineck und Lora Sonney für die HEAD Genève sowie die Studierenden des Basler Instituts für Modedesign auf. Voller Spielfreude geht es hier sicher nicht um Tragbarkeit, sondern mit körperverformenden Schnitten und Materialexperimenten viel eher um ein Statement. Mit Pragmatismus setzten sich hingegen die Genfer Tiffanie Bellenot, Justin Person, Victor Prieux mit ihrem Label «ArchivesTM» auseinander. Das Kollektiv entwickelte für «Made Visible» vom Trenchcoat bis zum Pullover verschiedene Stücke für mehr Sichtbarkeit im Strassenverkehr. Unter Kragen verstecken sich Reflektoren, Oberflächen sind mit Reflex-Pigmenten beschichtet. Dennoch ist es eine urbane Modekollektion, die nicht an Warnwesten denken lässt.

Reflektierend im Strassenverkehr bei Made Visible und ArchivesTM.

Die Herbstausgabe der Mode Suisse führt weit über Die Modeschau über den Dächern Zürichs hinaus: Einige der Kollektionen, die an der Mode Suisse gezeigt wurden, reisen weiter an die New York Fashion Week und werden im September im DACH Showroom in Paris ausgestellt.

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