Meister mit zwei linken Händen

Ein Capriccio über den Unterschied zwischen den Disziplinen Architektur und Design mit einer Lesereise von Vitruv über Umberto Eco bis zu Michael Erlhoff.

Ein Capriccio über den Unterschied zwischen den Disziplinen Architektur und Design mit einer Lesereise von Vitruv über Umberto Eco bis zu Michael Erlhoff.

Architektur hat es gut – lange vor unserer Zeitrechnung schrieb der römische Architekt und Theoretiker Vitruv die ‹Zehn Bücher über Architektur›. Das Werk brachte ihm zeitlebens nicht den Ruhm, den er als Baumeister gewohnt war. Wohl auch deshalb, weil Vitruv Wörter und nicht Bilder lieferte – ausgerechnet zu Themen wie Stadt planen, Haus bauen, Raum ausstatten oder Wasserleitungen bauen. Erst mit den Holzschnitten von Cesare Cesariano wurde Vitruvs ‹De architectura libri decem› 1500 Jahre später zum theoretischen Gebäude eines Berufs, der bis heute eine ungebrochene Popularität geniesst. Beweis dafür ist ein geflügeltes Wort, das Vitruv einst lieferte: «firmitas, utilitas, venustas» – Festigkeit, Nützlichkeit und Schönheit. Dieses Gebet der Architekten hat es bis auf die Website von Herzog & De Meuron geschafft. Vitruv ist auch der Schöpfer des «homo bene figuratus», den die bildenden Künstler seit der Renaissance unentwegt suchen. Vitruv, pensioniert als erfolgreicher Ingenieur in den Kriegen von Cäsar und Augustus, begründete in seinem Abendrot ein Fach: die Architekturtheorie. D’Alembert und Diderot Anders verhält es sich mit dem Design – es hat keinen Vitruv. Der zehnte Band von ‹Zehn Bücher über Architektur› widmete sich zwar dem Design von Maschinen, das Fach Design aber wurde erst mit dem Aufblühen der industriellen Produktion aus der Architektur ausgegliedert. Als erste eigenständige Theoriegeländer versuchten Musterbücher aller Art den Gestalterinnen von Gegenständen zu helfen. Bis heute unerreicht in Schönheit und Klugheit ist die ‹Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers›, die Ende des 18. Jahrhunderts erschien. Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d’Alembert stellten in 35 Bänden mit über 70 000 Artikeln Begriff, Wirkung und Wissen von Gegenständen zusammen. Als Reprint...

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