Luzerner im Nebel
Die Luzerner Regierung will die Fachklasse Grafik schliessen. Wir plädieren für mehr Weitsicht im Luzerner Nebel.
Der Kanton Luzern muss aufgrund seiner Steuerstrategie in den nächsten Jahren ein Loch von mehreren hundert Millionen Franken stopfen – das grösste Sparpaket aller Zeiten steht bevor. Eine der Massnahmen betrifft nun die Fachklasse Grafik: Sie soll keine neuen Schüler mehr aufnehmen – die letzten haben ihre vierjährige Ausbildung Mitte August begonnen. Derzeit studieren in Luzern hundert zukünftige Grafikerinnen und Grafiker. Die Schule kostet den Kanton Luzern im laufenden Jahr 2,9 Millionen Franken.
Aber: In der Zentralschweiz gibt es nur wenige Lehrstellen im grafischen Bereich. Wer also diesen Beruf erlernen möchte, ist auf die Fachklasse angewiesen, sie ist die schulische Alternative zur Lehre als Grafiker in einem Lehrbetrieb. Der nationale Dachverband äussert sich entrüstet und kämpft nun mir einer Petition darum, die Schule zu erhalten. Geschäftsführerin Susann Mäusli sagt: «Ich bin entsetzt. Das ist eine Katastrophe für die ganze Branche.» Ein erster Abbauschritt – die vierjährige Ausbildungszeit hätte halbiert werden sollen – habe man Anfang des letzten Jahres noch abwenden können.
Die Fachklasse ist eine Talentschmiede und hat seit jeher einige der besten Schweizer Kommunikationsdesigner hervorgebracht. Schliesslich wird Luzern auch dank der Fachklasse von der Branche und vermehrt auch von ausländischen Beobachtern als Grafikhochburg wahrgenommen. Ein schönes Detail ist auch der prominente Standort an der Rössligasse, mitten in der Altstadt, der diese durch Ausstellungen und Aktionen das ganze Jahr über belebt.
Getroffen würde mit der Schliessung aber nicht nur der Kulturstandort Luzern. Denn schliesslich will sich der Kanton Luzern als attraktiver Wirtschaftsstandort präsentierten. Und gerade bei hoch entwickelter Wirtschaft kommt professioneller Gestaltung eine wichtige Bedeutung zu – weshalb sich der Kanton, schliesst er die Fachklasse Grafik tatsächlich, ins eigene Fleisch schneidet und der Wirtschaft schadet.
Ende November wird der Kantonsrat über diese Massnahme entscheiden müssen. Wir plädieren für mehr Weitsicht im Luzerner Nebel und fordern deshalb auf, die Petition, die hier auch online ausgefüllt werden kann, zu unterschreiben.