Haarrisse in der Ideologie des Materials

Raphael Hefti setzt auf industrielle Prozesse. Mit Expertinnen und Technikern stellt er Materialien her, die es so nicht gibt. Für seine Projekte erforscht er das Verhältnis von Farbe, Material und Licht.

Raphael Hefti setzt auf industrielle Prozesse. Mit Expertinnen und Technikern stellt er Materialien her, die es so nicht gibt. Für seine Projekte erforscht er das Verhältnis von Farbe, Material und Licht.

Wer Raphael Hefti in seinem Studio in Zürich-Altstetten besucht, tritt in ein lichtes Halbgeschoss. Es befindet sich in einem Bau für semi-industrielle Nutzungen. Der Künstler hat dort Werkstatteinheiten eingerichtet, inklusive Computerstationen, aber auch eine offene Küche und einen privaten Bereich. Materialmuster, Prototypen und Pläne liegen auf den Arbeitstischen. Das Atelier steht in einer Folge von Fabrikhallen in London und Zürich, die er jeweils angemietet und auf seine Bedürfnisse hin umgebaut hat. Hefti und sein Team von bis zu neun Mitarbeitenden arbeiten mit Industrieunternehmen zusammen, die er projektbezogen einbezieht. In seiner künstlerischen Arbeit treibt Hefti Materialien bis zum Äussersten. Mittels technischer Prozesse und Experimente legt er deren Potenzial frei. Dabei gibt er seine Ideen nicht bei Spezialistinnen in Auftrag, die sie dann perfekt in Glas, Holz oder Metall umsetzen. Vielmehr arbeitet er Konzepte aus und sucht Partner für die gemeinsame Entwicklung. Dazu sind Recherchen und Gespräche nötig sowie eine Kombination aus Verhandlungsgeschick und Intuition. Seine Projekte, die er auch als Forschung versteht, verantwortet er bis zum Schluss. Dabei greift er in Prozesse industrieller Produktion ein. Er rege die Technikerinnen und Techniker jeweils an, «einen Tag lang entgegen ihrer üblichen Vorgehensweise zu arbeiten und ihre Verfahren dafür zu verwenden, die versteckten Störeinflüsse in einem scheinbar homogenen Material zu verstärken». So beschreibt er sein Vorgehen im Gespräch mit Elena Filipovic, Direktorin der Kunsthalle Basel und Kuratorin seiner jüngsten Schau ‹Salutary Failures›. Resultate dieser Eingriffe bezeichnet er nicht als Kunstwerke, sondern als «beispiellose Materialien.» Werkcharakter erhalten seine Arbeiten durch langwierige «Selektion, Reflektion und Transformation». Stets geht es bei seinen künstlerischen Vorh...

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