Der Grafiker Stefan Sagmeister vermisst das Gespräch über Schönheit. Sie sei Ausdruck dafür, dass etwas mit Liebe gestaltet sei. Fotos: Valentyn Bobyk

«Es würde mich wundern, Jacques Herzog über Schönheit sprechen zu hören.»

Der Grafikdesigner und Typograf Stefan Sagmeister wagt sich an grosse Fragen. Was Glück ist, zeigt er im Museum für Gestaltung. Was Schönheit bedeutet, erklärt er im Interview.

Was ist Glück, fragte sich Stefan Sagmeister und trug in einer grossen Recherche Wissenswertes zusammen, realisierte einen Film und geht mit der Ausstellung ‹The Happy Show› auf Tournee. Darin zeigt der in New York lebende Grafiker die Resultate dieser mehrjährigen, radikal persönlichen Glücksforschung. Die Wege, wie man glücklich wird, sind vielfältig, und Sagmeister gibt keinerlei Erfolgsgarantie. Die Schau gastiert aktuell im Museum für Gestaltung. Im dazugehörigen Ausstellungsteil ‹My Collection› zeigt Sagmeister, was ihn aus den vier Sammlungen des Museums besonders anspricht. Die Aufgabe bot ihm eine willkommene Gelegenheit, über Schönheit in der Gestaltung nachzudenken – sein nächstes grosses Projekt.Nach dem Glück die Schönheit: Was gab den Anstoss, sich mit dieser heiklen Kategorie zu beschäftigen?Stefan Sagmeister: 2014 hielt ich darüber einen Vortrag. Dabei realisierte ich, dass die exzessive Beschäftigung mit der Funktionalität im 20. Jahrhundert die Frage nach der Schönheit komplett verdrängt hatte.Trifft das auch auf Ihr Werk zu?Als junger Designer interessierten mich Konzepte. Formale Lösungen waren mir nicht so wichtig, ich ordnete sie stets der Idee unter. Erst mit der Zeit realisierte ich, wie wichtig Schönheit ist. Den konkreten Beweis erhielt ich vor acht Jahren, anlässlich einer Kampagne für einen gut eingeführten Fruchtsaft in Indien. Wir verwendeten keine Slogans, sondern nur ein schönes Bild – und der Saft wurde rund sechzig Prozent besser verkauft. Trotzdem spricht keiner mit seinen Kunden über Schönheit, egal ob in Design, visueller Kommunikation oder in der Architektur.Weshalb diskutieren wir kaum über Schönheit?Schönheit ist als Thema tabu. Es wird belächelt, gilt als Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert. Das ist ein grosser Fehler. In der Kulturgeschichte der Menschheit spielt die intentionale Form seit der Frühste...
«Es würde mich wundern, Jacques Herzog über Schönheit sprechen zu hören.»

Der Grafikdesigner und Typograf Stefan Sagmeister wagt sich an grosse Fragen. Was Glück ist, zeigt er im Museum für Gestaltung. Was Schönheit bedeutet, erklärt er im Interview.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.