Der ‹Microlino› orientiert sich an der Eiform des Kabinenrollers ‹Isetta› und der Fronttür, die den Fünfzigerjahre-Flitzer berühmt machte. Fotos: Maya & Daniele

Elektrozwerg zwischen Spielzeug und Drittauto

Mit seinen scheinwerfenden Äuglein zielt der ‹Microlino› direkt ins Herz. Das Fahrzeug ist formal gelungen und fährt zügig Richtung Markt. Nur die Designer sind abgehängt.

Bolzaneto liegt im Norden Genuas. Dort fabrizierte die Familie Rivolta ab 1939 unter der Marke ‹Isothermos› Kühlschränke. Als Italien solche nach dem Zweiten Weltkrieg vermehrt importierte, sanken die Umsätze. Renzo Rivolta stellte die Produktion um auf Autos und landete mit der ‹Isetta› einen Coup: ein Klein mobil, das zwei Personen und ein Kind plus Gepäck transportierte. Um das Fahrzeug leicht, aber stabil zu halten, konstruierten die Ingenieure es in der ‹Isetta›-typischen Eiform. Das zweite Merkmal, die nach vorne aufklappbare Fronttür, erinnert an die ein produzierten Kühlschränke – ob dieser Einstieg tatsächlich durch die bestehenden Produktionsmöglichkeiten entstand, lässt sich aber nicht belegen. Am erfolgreichsten verkaufte sich die ‹Isetta› in Deutschland, wo eine Lizenz dem finanziell angeschlagenen Autobauer BMW aus der Krise half. Sechzig Jahre später in der Schweiz. Als erstes Küsnacht am Zürichsee: An der Bahnhofstrasse 10 lebt und arbeitet die Familie Ouboter, die mit dem Trottinett für Erwachsene bekannt geworden ist. Ihr Unternehmen Micro Mobility Systems  steht für ‹Mikromobilität›. Deshalb wurde der Firmengründer Wim Ouboter hellhörig, als ihm der Designer Tobias Wülser vor vier Jahren eine ‹Isetta› zeigte, die er zur ‹E-Setta› umgebaut und elektrifiziert hatte. Nun ist aus dieser Idee der ‹Microlino› geworden, der ab diesem Frühjahr auf den Schweizer Strassen fahren soll. Das Elektromobil ist ein Fahrzeug der Klasse L7e, was bedeutet: kein Auto, sondern ein «vierrädriges Kraftfahrzeug mit einer Leermasse bis 400 Kilogramm». Nebst erleichterten Zulassungsbedingungen für die Hersteller – noch sind für solche Fahrzeuge keine Crashtests erforderlich – sind Versicherungsprämien und Steuern deutlich tiefer. Vergleichbare Mobile sind der französische Renault ‹Twizy› oder der Tazzari ‹Zero› aus I...
Elektrozwerg zwischen Spielzeug und Drittauto

Mit seinen scheinwerfenden Äuglein zielt der ‹Microlino› direkt ins Herz. Das Fahrzeug ist formal gelungen und fährt zügig Richtung Markt. Nur die Designer sind abgehängt.

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