Aus Einwegkleidung wird Granulat, das weiter verwendet wird: Lorena Adler und Selina Cadruvi gewannen mit dem Projekt den sda ba award 2019 an der HSLU D&K

Ein zweites Leben für Spitalkleider

Mit dem Projekt, Einwegkleidung zu rezyklieren, gewannen Lorena Adler und Selina Cadruvi den SDA Bachelor award. Damit zeichnet der Berufsverband Abschlussarbeiten der Partnerschulen aus.

Der Preis honoriert hervorragende Diplomandinnen und Diplomanden der Partnerhochschulen des Berufsverbandes Swiss Design Association. Die Preissumme beträgt 500 Franken und eine dreijährige Mitgliedschaft. Den Auftakt machte die HSLU – Design & Kunst, die sechs interessante Projekte aus den Studienbereichen Objekt Design, Textil Design, Design Management und neu XS Schmuck nominierte. In der Jury, geleitet von Vostandsmitglied Valerie Notter, waren die sda-Mitglieder Christine Urech, Lisa Ochsenbein, Adrian Gögl und Milan Rohrer mit dabei.

Aus dem Granulat werden Sichtschutzwände.
Die Jury prämierte die gemeinsam verfasste Arbeit von Lorena Adler und Selina Cadruvi, die Einwegkleidungen in Spitälern rezyklieren. Hygienevorschriften, die zu immensen Abfallmengen führen, verleihen dem Projekt ökologische Relevanz. Über Analyse, Recherche, Materialversuche und dank intelligenten Partnerschaften mit der Herstellerfirma, den Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie der Unterstützung durch Expertinnen schaffen sie es, Verarbeitungshindernisse zu überwinden. Über Umfragen ermitteln sie ein Bedürfnis, für das sie ein Produkt zur Wiederverwendung im Spital- und Pflegebereich entwickeln. Das Projekt begeisterte die Jury mit seinem durchdachten Kreislauf: Die Designerinnen aus dem Studienbereich Objektdesign gewinnen verschiedene Perspektiven auf das Thema und stellen einen Materialkreislauf mit viel Potenzial auf die Beine. Die Jury freut sich, das Projekt «Sichtwandel» auszuzeichnen und hofft, dass es weiterverfolgt und umgesetzt werden kann.

Die weiteren nominierten Arbeiten sind:

Lea Fankhauser kritisiert die Modeindustrie mit ihrem Projekt.
Lea Fankhauser setzt sich in ihrem Projekt «Mustergültig» kritisch mit den sozialen und ökologischen Missständen der kurzlebigen Modeindustrie auseinander. Für ihre Arbeit, mit der sie im Studienbereich Objektdesign abschliesst, kaufte sie fünf Kleidungsstücke aus Billigläden und nähte diese in Secondhand-Stoffen nach. Die Motive und Muster hat sie dabei sorgfältig interpretiert und verfremdet. Das resultierende Outfit ist seinem «Vorbild » irritierend ähnlich, prangert aber bei genauerer Betrachtung die Ausbeutung von Textilarbeiterinnen und Ressourcen an. Das vielschichtige Projekt und die ansprechende Gegenüberstellung von Muster und Kopie regt auf verspielte und dennoch pointierte Weise zum selbstkritischen Nachdenken an. Nun sollte die Botschaft in einem nächsten Schritt an ein möglichst grosses Publikum gelangen.

Ramona Teller und Hanna Hüttig schlagen die Verwendung des nachwachsenden und biologisch abbaubaren Kombucha-Teepilzes vor..
Knapper werdende Ressourcen und negative Auswirkungen der Textil- und Modeproduktion motivieren die Arbeit der Textildesignerinnen Ramona Teller und Hanna Hüttig. Mit ihrem Projekt «Fungus teaxtile» schlagen sie die Verwendung des nachwachsenden und biologisch abbaubaren Kombucha-Teepilzes als Alternative vor. Sie experimentieren mit Materialproben und optimieren die ressourcenschonende Produktion. Die vielen haptisch, visuell und olfaktorisch interessanten Testmaterialien zeigen unterschiedliche Bearbeitungs- und Einfärbungsmöglichkeiten und mögliche Anwendungen auf. Die vielseitige Materialforschung und die Darstellung des Prozesses eröffnen viele Anwendungsmöglichkeiten. Für die geplante Weiterarbeit könnten die niederschwelligen Herstellungsbedingungen zum Aufbau einer Community genutzt werden.

Aynur Turunc beschäftigt sich in ihrer Arbeit «JIN Kilim»mit der traditionellen Kultur und dem Teppich-Handwerk ihrer kurdischen Heimat
Die Textildesignerin Aynur Turunc beschäftigt sich in ihrer Arbeit «JIN Kilim»mit der traditionellen Kultur und dem Teppich-Handwerk ihrer kurdischen Heimat. Vor Ort lernte sie Arbeitsweise, traditionelle Muster und Farbgebung kennen, lotete Gestaltungsmöglichkeiten aus und entwickelte eigene Dessins, die den Aufbau verändern und die Farbgebung reduzieren. Dabei ist ihr die Zusammenarbeit mit den Weberinnen wichtig; bewusst lässt sie ihnen Freiraum, um sich einzubringen. Das Resultat sind schöne und ansprechende Teppiche.

Michelle Schuppisser untersucht das Thema Ernährung in ihrer Abschlussarbeit in Design Management.
Das Thema Ernährung ist allgegenwärtig und beeinflusst die Definition der eigenen Identität – insbesondere der Generation Z. Michelle Schuppisser analysiert das Thema in einem umfangreichen Beobachtungs- und Entscheidungsprozess. Als Lösungsansatz entwickelt sie im Projekt «Tailored Grocery Shopping» eine App, bei der die Benutzerinnen und Benutzer abrufen können, wo welches Produkt aufgrund individuell eingegebener Suchkriterien in der Umgebung gefunden werden kann. Die Erfolge werden anhand von Infografiken visualisiert. Gelobt wird die selbstbewusste Präsentation und das persönliche Engagement der Projektverfasserin in Desgin Management erhält.

Salome Bruggisser lässt ihren Schmuck in die richtige Form lutschen.
Salome Bruggisser hat mit «Momentum – Prozess & Partizipation in der Schmuckgestaltung» einen partizipativen Prozess zur Gestaltung von Schmuckstücken konzipiert: Die Kundin, der Kunde kann die Form des persönlichen Fingerrings aus einer Rahmglacé von einem vorgefertigten Ring schlecken. Die Form wird von Salome in ein Wachsbad getunkt und so als Gussform festgehalten, während die Glacé wegschmilzt. Die ausgeklügelte Technik ermöglicht es, das gänzlich in Wachs geformte Stück mit Silber auszugiessen. Eine Reihe von Beispielen zeigt die Palette der möglichen Ausformungen. Die Idee des partizipativen Designs mit lustvoller und niederschwelliger Formgebung überzeugt die Jury – ein vielversprechender Auftakt für den Studienbereich XS Schmuck, in dem nun die ersten Studierenden abgeschlossen haben.

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