Die Szenographie der Ausstellung nimmt den Untertitel der Ausstellung «Die Welt in Schachteln» wörtlich.

Die Welt in Schachteln

Leidenschaftliches Spiel oder unheilbare Krankheit? Seit letzter Woche zeigt das Textilmuseum St. Gallen eine Ausstellung über das Sammeln.

Leidenschaftliches Spiel oder unheilbare Krankheit? Seit dem 26. Juni zeigt das Textilmuseum St. Gallen eine Ausstellung übers Sammeln. Museen und Sammlungen gehören untrennbar zusammen – der diesjährige 150. Geburtstag der hauseigene Sammlung war Anlass, sich näher mit dem Phänomen auseinanderzusetzen: Was macht eine Sammlung aus? Was treibt Sammler an? Und wo liegt die Grenze zwischen Leidenschaft und Wahn?  
Die Motive, warum Menschen sammeln sind vielfältig und nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Doch sagt die Sammlung selbst, und wie mit ihr umgegangen wird, viel über den Menschen aus, der dahintersteckt. Die Freude am Schönen, der Wunsch nach Bildung oder Repräsentation, die Leidenschaft oder der Wunsch Erinnerung zu bewahren treiben Sammler an. Das Suchen, Finden, Zusammentragen, Neu-Ordnen und Vorzeigen der Dinge fasziniert den Sammler von Briefmarken genauso wie jenen von historischen Textilien. Aber gleichgültig, wie und was gesammelt wird, immer geht es darum Ordnung zu schaffen: Das Sammeln bringt die Welt im Kleinen in eine überschaubare Struktur. Das gilt für die penibel katalogisierte Museumssammlung ebenso wie für den chaotisch wirkenden Messie-Haushalt. Auch wenn es für Aussenstehende völlig irrwitzig wirkt – selbst da steckt System dahinter.
Nebst den verschiedenen Teilsammlungen des Hauses mit noch nie gezeigten Stücken aus den Sammlungen Iklé und Jacoby, werden auch externe Sammlungen ausgestellt. So zum Beispiel einige exquisite Haute-Couture-Kleider aus der Swiss-Textile-Collection oder ein ausgefallenes Sammelsurium von Kostümen aus dem Fundus des St. Galler Theaters.  
Die Szenographie der Ausstellung stammt wieder vom Luzerner Bernhard Duss. Er nimmt den Untertitel der Ausstellung «Die Welt in Schachteln» wörtlich: In den Museumsräumen breitet sich eine Landschaft aus Schachteln aus, in denen die Ausstellungsobjekte ihren Platz finden. Die brachiale Form der Schachteln steht dabei einerseits in Kontrast zu den kostbaren Textilien, unterstreicht anderseits aber auch den Aspekt der Ordnung, der eng zum Sammeln gehört. Und so präsentieren sich die geordneten, liebevoll zusammengetragenen Mikrokosmen wie die meisten Sammlungen beginnen: in einer Kartonbox. 

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