«Heart of Glass» in der Galerie L'elac präsentiert Forschungsergebnisse und Versuche zum Werkstoff Glas. Fotos: ECAL/Alex Crettenand

Designforschung an der ECAL

Wer an Designforschung interessiert ist, orientierte sich bisher nicht unbedingt an der ECAL. Unter den Designhochschulen hat sie den Ruf, ihre Designer überaus praxisorientiert auszubilden. Eine Tagung, die kürzlich stattfand, wird daran nicht viel ändern.

Wer an Designforschung interessiert ist, orientierte sich bisher nicht unbedingt an der ECAL Unter den Designhochschulen hat sie den Ruf, ihre Designer überaus praxisorientiert auszubilden. Pierre Keller, der bis 2010 die Schule führte, hielt erklärtermassen wenig von Designforschung oder Forschungsbefähigung, die im Masterstudium erreicht werden soll. Was man in drei Jahren lernen könne, sollte für die Designpraxis genügen. Allerdings steht mit dem EPFL+ECAL Designlab seit 2007 der Schule eine interdisziplinäre Plattform zur Verfügung, auf der angewandte Designforschung betrieben wird. Und mit dem neuen Weiterbildungsprogramm «MAS Design Research for Digital Innovation» wollen EPFL und ECAL an der Schnittstelle von Forschung, Ausbildung und Innovation noch enger zusammen arbeiten: Das Diplom wird den Stempel der EPFL, der HES-SO und der ECAL tragen.

ECAL-Direktor Alexis Georgacopoulos lud nun letzthin zum Design Research Day. Nicolas Henchoz, der das Lab leitet, führte das Montreux Jazz Heritage Lab sowie extrem verdichtetes Holz und Anwendungsbeispiele vor. Was in solchen Beispielen überzeugte, wurde in der anschliessenden Podiumsdiskussion unklar. Neben Henchoz und Deyan Sudic vom London Design Museum sprachen drei Praktiker über ihren Forschungsbegriff: Eckart Maise, Chefdesigner von Vitra, konzentrierte sich auf die praxisorientierte Seite der Designforschung, in dem er den bei Vitra üblichen Designprozess analysierte und in zehn methodische Schritte aufbrach. Der amerikanische Designer Jonathan Olivares stellte seinen taxonomischen Zugang vor, den ihn bei Bürostühlen zu neuen Erkenntnissen brachte und der für die historisch orientierte Designforschung interessant sein könnte. Ausserdem schrieb er der Designforschung mit der Metapher des Teekessels eine Daseinsberechtigung zu: Im Teekessel kühlt der Tee auf geniessbare Temperatur ab - genau so sei Designforschung ein Reflexionsraum für die Praxis. Deyan Sudic hielt sich vor allem über eine unnötige Akademisierung der Designausbildung auf, die doch gute Praktiker produzieren sollte und verortete Designforschung, wen wunderts, vor allemm im Designmuseum. Es folgte Johannes Torpe, Chedesigner von B&O, der den Anlass völlig missverstand und eine peinlich berührende Soloshow abzog. Es schien, als spielten die längst auch im Design etablierten Forschungsansätze keine Rolle – die Referenten, aber auch die für Designtheorie im Master zuständige Dozentin Anniina Koivu stocherten allein bei der Begrifflichkeit dermassen im Nebel, als wäre die Designforschung noch nirgends erfunden.

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