Der Wert des virtuellen Designs

Wahren ‹Non-Fungible Tokens› die Rechte der Designerinnen im digitalen Produktionskreislauf? Der Lausanner Designer Raphaël Lutz sammelt mit seiner Wanduhr Erfahrungen.

Fotos: Raphaël Lutz

Wahren ‹Non-Fungible Tokens› die Rechte der Designerinnen im digitalen Produktionskreislauf? Der Lausanner Designer Raphaël Lutz sammelt mit seiner Wanduhr Erfahrungen.

Als der argentinische Designer Andrés Reisinger letzten Februar seine virtuellen Möbelstücke an einer Versteigerung für 450 000 Dollar verkaufte, rieb man sich die Augen. Objekt der Sammlerbegierde: digitale Animationen von Sofas. Digital und dennoch einzigartig, dank sogenannter ‹Non-Fungible Tokens› (NFT), die man im Deutschen wohl als ‹nicht ersetzbare Wertmarken› beschreiben würde. Im Kunsthandel schon länger ein Thema, sind NFTs mit Reisingers Versteigerung auch in der Designwelt angekommen. NFTs verwenden eine Blockchain, um sich zu authentifizieren. Damit werden Dateien zu Unikaten und können auch als solche verkauft, gehandelt oder eben versteigert werden. NFTs schützen das geistige Eigentum der Autorin und versichern zugleich dem Käufer, dass er ein einzigartiges Original und keine Kopie ersteht. Design ist – im Gegensatz zur Kunst – durch seinen Nutzwert definiert. Doch was nützen virtuelle Sessel? Draufsetzen kann sich schliesslich keiner. Diese Tatsache scheint die Sammlerinnen und Sammler aber nicht zu stören. Zum einen verstehen sie Reisingers NFTs wohl als Kunst. Zum anderen geht es ihnen darum, sich mit einer virtuellen Identität auszustatten. Mit dem digitalen Designobjekt können sie zum Beispiel ihr Profil bei Insta­gram möblieren oder ihre Welt in Minecraft einrichten. Auch der Designer Raphaël Lutz bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Virtualität und Realität. Welches Objekt hat einen Nutzen, ohne dass man es berühren muss?, fragte sich der Lausanner. Seine Antwort: eine Wanduhr. Also holte er einen fünf Jahre alten Entwurf aus der Schublade und schuf die digitale Wanduhr ‹Côtes Mécaniques›. Ihr Design ist angelehnt an ein aus der traditionellen Uhrmacherkunst bekanntes Muster namens ‹Côtes de Genève›. Die Uhr zeigt mit drei konzentrischen Ringen – je einer für die Stunden, die Minuten und die Sekund...

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