In der Mai-Ausgabe hinterfragen wir anhand der Firma Phoenix, die in Thun Pistolen fertigt, wer Waffen entwirft. Dort zeichnet ein Polymechaniker. Nun sprechen wir mit Herrn Maier, einem deutschen Industriedesigner, der in der Branche arbeitet.An der Messe IWA in Nürnberg haben Sie Armin Landolt kennen gelernt siehe HP 5/18. Sie würden gerne für seine Firma Phoenix entwerfen. Was reizt sie daran?Mich fasziniert sein Konzept, Griff und Schlitten der Pistole separat zusammenzubauen, das habe ich bisher noch nie gesehen. Zudem ist eine Phoenix wie eine Schweizer Armbanduhr: Sie ist immer ein bisschen anders als die anderen, raffinierter als die Modelle der Mitbewerber und eine Meisterleistung an Präzision.Entwerfen für die Waffenindustrie ist ein Tabu in der Branche – wie gehen Sie damit um?Es ist ein sensibles Thema. Im Gegensatz zu anderen Produkten die ich gestalte, kommuniziere ich das nicht. Doch ich suche zunehmend das Gespräch mit Skeptikern, um Aufklärung zu leisten. Waffenentwürfe in meinem Portfolio zu zeigen ist allerdings undenkbar, vermutlich würden das viele meiner Kunden aus anderen Branchen nicht verstehen. Deshalb möchte ich auch den Namen meines Büros nicht nennen.Wie sind Sie dazu gekommen?Lange Zeit entwarf ich vor allem für die Medizintechnik. Waffen gegenüber war ich sehr kritisch eingestellt. Dann hat mich ein Bekannter eingeladen, ihn an die IWA in Nürnberg zu begleiten. Dieses Erlebnis hat mich geprägt, nach einem halben Tag war ich begeistert und fasziniert von der Präzision und Machart der Waffen – der kleine Junge in mir war erwacht. Und ganz der Geschäftsführer habe ich an der Messe auch gleich zu akquirieren begonnen. Kurz darauf bin ich einem Schützenverein beigetreten.Für wen entwerfen Sie?Vier Wochen nach der Messe klingelte das Telefon: Ein internationaler Waffenhersteller rief mich an, um mich mit einer komplette Neuentwicklung für...