Das globale Billett
Auf dem neuen Ticket der SBB ist kein Platz für nationale Identität. Berge, Schiff und Silberglanz müssen der internationalen Lesbarkeit halber weichen. Wie schade.
Schön war es, das alte SBB-Billett. Die Berge zackten am Rand auf und ab. Darunter fuhren im Silberglanz ein Schiff, ein Zug und ein Bus durchs Land. Und mit dem dicken Papier hatte man etwas in der Hand. Doch all das ist bald Geschichte. Die SBB haben diesen Sommer ein neues Ticketpapier lanciert, welches das alte bis Ende Jahr in allen Automaten ersetzen wird. Es kommt mechanisch trocken daher. Dreiecke überziehen stur das dünne Papier, und auch der Sicherheitsstreifen an der Seite hat jeglichen Glanz verloren. Das Billett erzählt keine Geschichte mehr, es ist ein hohles Wertpapier. Das müsse sein, sagen die SBB, damit auch der deutsche Kondukteur oder die französische Zugbegleiterin das Reisedokument verstehe. Auf dem globalen Ticket ist darum kein Platz für nationale Identität. Wie schade. Der Verlust schmerzt, ist aber auf lange Sicht zumindest unausweichlich. Denn der Fahrschein aus dem Automaten ist ohnehin dem Untergang geweiht. Bequemer löst der Reisende das Ticket am Computer oder Handy. Dort kommt es als viereckiges Pixelrauschen daher. Den Maschinencode versteht kein Mensch, er ist für den Infrarotscanner gemacht. Und den interessiert weder Matterhorn noch Dampfschiff. Leider.