Die Innenarchitektin Iria Degen mit Jakob Schlaepfers Kreativdirektor Martin Leuthold im Gespräch. Fotos: Stefan Gilgen

Atelier Arm die Zweite

Anlässlich ‹Zuhause bei Atelier Arm› diskutierte die Innenarchitektin Iria Degen mit Kreativdirektor Martin Leuthold. Sehen Sie das Gespräch im Video.

Am zweiten Abend der Reihe ‹Zuhause bei Atelier Arm› unterhielt sich Hochparterres Redaktorin für Design Lilia Glanzmann mit Jakob Schlaepfers Kreativdirektor Martin Leuthold und der Innenarchitektin Iria Degen. Die zwei diskutierten ihre Arbeit im Textilland Schweiz und ergründen Probleme und Ansprüche. Beide Designer präsentierten je vier Bilder aus ihrem Alltag, die ihre Arbeit mit und um Textilien repräsentieren und Martin Leuthold verriet, warum es wichtig ist, ein Liebesbrief selbst zu schreiben: ein anregender Dia-Abend.
Iria Degen zeigte anhand aktueller privater und öffentlicher Projekte - etwa der Lobby des Hirslanden Spitals in Zürich – wie wichtig Textilien für das Raumgefühl sind. «Anders als Architekten denken wir von innen nach aussen – Textilien runden ein Projekt ab, verbindet die harten Materialien miteinander und formt sie zu einem Ganzen.» Und wie verspielt dürfen die Stoffe sein? «Auffällige Farben und Formen sind nicht die Tagesordnung, eher schlichtes und zeitloses ist gefragt – aber es gibt Ausnahmen.» Diese versucht sie dann möglichst gelungen zu integrieren. Denn ein grosser Teil ihrer Arbeit sei immer auch psychologische Arbeit und Diplomatie. Und es reiche nicht, immer wieder das neuste Produkt aufzuspüren – irgendwo auf der Welt existiere alles bereits einmal. Aber: «Für gelungene Projekte sind in erster Linie direkte Kontakte wichtig,» schloss Iria Degen.
Martin Leuthold verriet, dass er für seine eignen vier Wände Stoff nicht besonders schätzt: «Ich denke immer erst an ein Kleidungsstück, das man daraus machen könnte.»
Er ist übersättigt von der Moderne und dem heute allgegenwärtigem Design – es trete zu inflationär auf, auch da die Möbelindustrie plötzlich zu nahe an der Mode agiere, jede Möbelmesse etwas Neues präsentiere. Ein wichtiges Thema ist für ihn diesbezüglich der Biedermeier-Stil: Ein Vorläufer der Moderne, der den Durchbruch nicht schaffte aber viel Interessantes beinhalte: Bescheidenheit, hochwertige Materialien, und Verdichtung. «Biedermeier dient aktuell als Inspiration – auch für die Architektur. Dabei muss er natürlich neu interpretiert werden.» Wandel sei für die Schweizer Textilindustrie wichtig: Die St. Galler Industrie erfand sich in 800 Jahren acht Mal neu, da entweder zu altmodisch oder zu teuer geworden – von der Leinenweberei zur Baumwollweberei, zur Handstickerei, über die industrielle Stickerei, hin zur digitalen Laserverarbeitung von heute. «Wenn wir dran glauben, haben wir auch noch ein neuntes Jahrhundert vor uns», sagt er. Denn die Schweizer Textilindustrie wandelt sich rasant, heute sind die meisten der Fabrikgebäude aus dem 19. Jahrhundert verschwunden oder zu Lofts umgebaut. Auch die Firma Arm in Biglen stellte vor zwei Jahren die Produktion ein. Wo einst Handwebstühle entstanden, wird bald schon gewohnt – zuerst aber noch einmal diskutiert: Den Abschluss der Diskusionsreihe machen am Mittwoch, 14. Februar die Akustik-Exertin Annette Douglas und Rolf Nöthiger von ANS Architekten, die für den Umbau verantwortlich zeichnen. Die Anmeldung für die letzen Plätze ist hier zu finden. Mehr Informationen zum urbanen Wohnen in Biglen gibt es hier, die Wohnungen sollen ab Ostern bezugsbereit sein.

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