Carolien Nieblings Edition ‹Underwater Flowers›: hier die mittlere Vase für Pflanzen, die auf dem Wasser schwimmen. Fotos: Villa Noailles

Algen statt Wurst

Carolien Nieblings Forschungsarbeit ‹The Sausage of the Future› gewann letztes Jahr Hochparterres Hasen in Silber in der Kategorie Design. Nun experimentiert sie mit Algen, Wasserhyazinthen und Fingertang.

‹The Sausage of the Future›, die Forschungsarbeit der Designerin Carolien Niebling, sorgte letztes Jahr für Aufsehen: Sie gewann Hochparterres Hasen in Silber (siehe Hochparterre 12/17), den mit 100 000 Franken dotierten Hublot-Designpreis sowie den ‹Grand Prix› der Hyères-Designparade. Letzterer beinhaltet unter anderem zwei Atelieraufenthalte: einmal in der Produktion der ‹Cité de la céramique› in Sèvres nahe Paris sowie im ‹Centre International de Recherche sur le Verre et les Arts plastiques› in Marseilles.

Teller aus der Serie ‹Edible Seaweeds›, die in Sèvres entstand.

Diesen Sommer nun hat Carolien Niebling die Ergebnisse ihrer Keramik- und Glasforschung in einer Ausstellung in der Villa Noailles in Hyères gezeigt. Ihre Arbeit fasst sie unter dem Titel ‹The Beauty of Waterplants› zusammen. In Marseille entwarf sie eine Vasenserie für Wasserpflanzen: «Um deren wilde Schönheit auch im Innenraum zu zeigen.» Die Vasen haben einen farbig eingefärbten Boden, in dem Wurzeln, Sand und, falls nötig, Steine Platz finden. Der Mittelteil ist transparent abgesetzt, kontrastiert von einem dunkleren Hals. Um die unterschiedlichsten Wasserpflanzen zu fassen, gibt es die Gefässe in drei Grössen: Die XL-Variante dient tiefwachsenden Gewächsen wie Seerosen, deren Wurzeln sich nach unten graben. Die mittlere Vase ist für ‹Floaters› gedacht, die auf dem Wasser schwimmen, etwa Wasserhyazinthen oder Muschelblumen. Die kleinste Vase schliesslich zeigt Mikropflanzen wie Haarnixen oder Wasserlinsen: «Ihre winzigen Blätter zaubern wunderbare Muster auf die Oberfläche», sagt die Designerin.

Die XS-Vase ist für Mikropflanzen wie Wasserlinsen geeignet.

In der Keramikwerkstatt in Sèvres wiederum hat sich Niebling mit Algen beschäftigt. «Ein interessantes Lebensmittel voller Proteine», sagt sie. So wie es aktuell aber angeboten werde, wirke es wenig schmackhaft: getrocknet, dunkel bis schwarz und in kleine Stücke geschnitten. Um das nahrhafte Lebensmittel attraktiv zu machen, will Niebling die ursprüngliche Form der Algen zeigen, «so wie sie im Wasser wachsen». Sie hat die Algen direkt als Form benutzt und ins Porzellan gepresst. Entstanden sind so eine Reihe von Tellern, die Algen abbilden – von einem hauchdünnen Seesalatblatt bis hin zum groben Fingertang. «Das Geschirr soll dazu anregen, Algen in unseren Breitengraden als vollwertiges Nahrungsmittel anzuerkennen», erklärt Niebling.

Abgesehen von der ästhetischen Qualität gefällt uns an ‹The Beauty of Waterplants› besonders, dass die Designerin damit einlöst, was sie letztes Jahr anlässlich ihres Preisgewinns ankündigte: «Nebst Insekten interessieren mich Algen und Seegras.»

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 10/2018 der Zeitschrift Hochparterre.

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