Le Goff zeigt, wie in den aufblühenden Städten auch das, was man damals Philosophie nannte erwachte und sich ausbreitete, schreibt der Stadtwanderer.

Europas Schulmeister

Unterschätze nie das 12. und 13. Jahrhundert. Es war Europas Frühlingszeit und ist von Philosophen bevölkert, die schwer zu lesen, aber leicht zu begleiten sind. Jacques LeGoff hat ein paar zusammengetragen.

Es geht um die Schulmeister. Der Begriff Intellektuelle «bezeichnet diejenigen, die beruflich denken und ihre Gedanken lehren». So definiert der berühmte Historiker Jacques LeGoff in seinem Buch «Die Intellektuellen im Mittelalter» die Kleriker, Leute, die zwar Geistliche sind, aber keine Mönche. Eine Auswahl: Abälard, Thomas von Aquin, Sigurt von Brabant und Wyclif, seiner Meinung nach die «vier bedeutenden Intellektuellen des 13. Und 14. Jahrhunderts». Das mag weit weg sein, doch mich verlockte ein Satz zum Weiterlesen: «Am Anfang waren die Städte». Le Goff zeigt, wie in den aufblühenden Städten auch das, was man damals Philosophie nannte erwachte und sich ausbreitete. Intellektuelle gibt es nur in Städten. Und vorher? Da waren die Klöster, die Orte wo fleissig abgeschrieben wurde. Es entstanden Luxuswerke, Bücher mit herrlichen Illuminationen, Meisterwerke der Kalligraphie, «das Merkmal einer kulturlosen Zeit mit sehr schwacher Nachfrage nach Büchern», die gar nicht zum Lesen da sind, sondern Kunstschätze sind, die die Herren der Welt geizig hüten, denn die Wissenschaft ist ein Schatz, ein Besitz. Wir sind Zwerge auf den Schultern der Propheten, das ist das neue Programm. Die Alten, sprich die antiken Autoren, namentlich Aristoteles sind die Grundlage der freien Künste und die Intellektuellen die Spezialisten, die auf den Schultern der Alten stehen und durch ihre Riesengrösse erhoben weitersehen. Das ist mittelalterliche Philosophie. Sie löst sich von der Theologie, die sich auf die Bibel und die Kirchenväter stützt. Das geschieht nicht mehr in der Abgeschiedenheit des Klosters, sondern im Lärm und Gewühl der Stadt. Die Universität von Paris ist das geistige Zentrum, Abälard ihr herausragender Professor, der sagt: «Ich greife meiner Gewohnheit nach beim Lehren nicht auf die Tradition zurück, sondern auf meine Geisteskraft». Abälard ist überzeu...
Europas Schulmeister

Unterschätze nie das 12. und 13. Jahrhundert. Es war Europas Frühlingszeit und ist von Philosophen bevölkert, die schwer zu lesen, aber leicht zu begleiten sind. Jacques LeGoff hat ein paar zusammengetragen.

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