«Das Soll für Berlin waren 10 000 Wohnungen im Jahr, was mit Ach und Krach auf der grünen Wiese draussen in Marzahn erreicht wurde.», schreibt der Stadtwanderer.

Der quantitative Ansatz

Wie arbeiteten die Architekten in der DDR? Ein Interview-Reigen beantwortet diese Frage auf vielfältige Art. Das Buch erzählt eine Geschichte des Mangels, der Platte und des Zerfalls der Innenstädte.

Das ist jetzt schon 33 Jahre her, der Mauerfall. Doch wie arbeiteten die Architekten in der Architektur in der DDR? Die Zeugen sterben aus. Man muss die Überlebenden heute noch befragen. Genau das hat Arnold Bartetzky mit seinen Studenten getan und «Stimmen und Erinnerungen aus vier Jahrzehnten» gesammelt, Oral-History. Sie erzählen das So-war-es aus ganz verschiedener Warte, vom Chefarchitekten bis zu den Widerspenstigen, eines aber haben sie gemeinsam: «Die Stadt brach uns unter dem Hintern weg» oder der Zerfall der ererbten Bausubstanz ist das durchgehende Thema aller Interviews. Handwerk ist nicht sozialistisch, erst die Industrie ist es. Darüber hinaus sind die Bauarbeiter unzuverlässig, die streikten als die Norm erhöht wurde. Die Platte löste zwei Probleme, sie disziplinierte die Bauarbeiter und sorgte für die Massenproduktion von Wohnungen. Die Wohnung war der Goldstandard in der DDR. Wie kriege ich eine? Man wechselte den Arbeitsplatz, wenn damit eine Wohnung zu kriegen war. «Mit uns bekamen sie zwei Architekten für nur eine Wohnung», bringt es ein Architektenehepaar auf den Punkt. Dazu kommt «in der DDR machte man keine Karriere, da hatte man vielmehr einen Arbeitsplatz». Als Architekt war man eingegliedert in das grosse Kollektiv, man erledigte seine Arbeit. Das Soll für Berlin waren 10 000 Wohnungen im Jahr, was mit Ach und Krach auf der grünen Wiese draussen in Marzahn erreicht wurde. Gleichzeitig aber verfielen in der Innenstadt mehr als die 10 000, weil die Dächer undicht waren oder die Treppen zusammenbrachen. Hätte die DDR länger durchgehalten, so schätzt eine der Befragten, wäre 80 Prozent der Bausubstanz aus den Gründerjahren verloren gegangen. Das sah jeder, der hinschaute und dazu gehörten die Architekten. Da aber alle Kapazitäten auf den Neubau und die Platte ausgerichtet waren und das Handwerk verschwunden war, versuchten sie die I...
Der quantitative Ansatz

Wie arbeiteten die Architekten in der DDR? Ein Interview-Reigen beantwortet diese Frage auf vielfältige Art. Das Buch erzählt eine Geschichte des Mangels, der Platte und des Zerfalls der Innenstädte.

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