Design als Wissenskultur

Vom Machen zum Wissen

Die Designwissenschaftlerin Claudia Mareis zeichnet in ihrer gut lesbaren Dissertation die vielfältigen Übergänge nach, die seit den Sechzigerjahren zwischen Design, Kunst und Wissenschaft beschritten und um die gestritten wurden.

Design formt unseren Zugriff auf die Welt. Entsprechend hat sich die Praxis seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt, eng verknüpft mit der Massenproduktion von Gütern, Zeichen und Dienstleistungen. Mit der Entwicklung zur Wissensgesellschaft haben sich die Berufspraxis und das Berufsbild des Designs gefestigt und ausdifferenziert. Doch erst seit den Achtzigerjahren will die Forschung Design als eigenständige akademische Disziplin positionieren — als Disziplin, die in einem besonderen Verhältnis zwischen Wissen und Machen steht. Gelingt es dem Design, durch die Praktiken des Entwerfens zu einer eigenständigen Wissenskultur zu gelangen? Um solche Fragen zu beantworten, braucht es einen distanzierten Blick. Die Designwissenschaftlerin Claudia Mareis hat ihn. In ihrer gut lesbaren Dissertation zeichnet sie die vielfältigen Übergänge nach, die seit den Sechzigerjahren zwischen Design, Kunst und Wissenschaft beschritten und um die gestritten wurden. Was man dabei gewinnt? Der Historikerin wird erklärt, warum im Moment von Designforschung, aber kaum von Designgeschichte gesprochen wird. Der Designer lernt, welche Bewertungen seiner Praxis die Designforschung bestimmen. Und die Kulturwissenschaftlerin liest, wie die vielstimmigen Wissensdiskurse nicht nur die Institutionalisierung des Designs vorantreiben. Sie zeigen darüber hinaus, wie wir mit der Definition ringen, was eine Wissensgesellschaft sei. ME

DESIGN ALS WISSENSKULTUR
Interferenzen zwischen Design und Wissensdiskursen seit 1960. Claudia Mareis, Transcript, Bielefeld 2011, CHF 47.90

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