Es ist ein Heft für die gebildeten Stände, ruhig gemacht, grosszügige Bilder, eine Leserfreude, schreibt Loderer.

Unverhofftes Wiedersehen

Ein Du-Heft, das die Stadt doktern will: Baut Quartiere, nicht Siedlungen, sprich, was ihr baut, muss alles enthalten, was das Stadtleben braucht, erreichbar in 15 Gehminuten.

Der Halter AG, schickte mir das Du Nr. 904 ins Haus. Ah tiens, dachte ich, die gibt es noch «Die Zeitschrift der Kultur». Doch wie kommt es, dass ein Kulturschloch wie ich, DIE Kulturzeitschrift nicht liest? Ohne Entzugserscheinungen übrigens. Ich überlasse die Antwort der Du-Redaktion. Doch mit dieser Nummer ist es anders, die interessierte mich. Thema: «Stadtplanung. Keine Siedlungen, sondern Quartiere». Es ist eine Aufsatzsammlung geschrieben von Leuten, die mir zum grössten Teil unbekannt sind. Was zeigt, dass ich in letzter Zeit schlecht aufgepasst habe. Die verschiedenen Stimmen singen, mal historisch, mal soziologisch, auch fotografisch und poetisch das Lied von den 15 Minuten. In der Stadt nämlich soll alles in einem Radius von 15 Gehminuten erreichbar sein. Es ist das Hohelied der Durchmischung, das hier angestimmt wird, doch diesmal heisst der Generalbass Quartier. Selbstverständlich ist Lampugnani der Dirigent des Chors, einen Solopart haben Kollhoff und Wolfgang Sonne. Wir sehen Luftaufnahmen vom Richtiareal und vom Limmatfeld in Dietikon. Auch Zwicky und Glattpark dürfen mitspielen. All das kommt mir bekannt vor und ich bilde mir ein, seit 40 Jahren diese frohe Botschaft gepredigt zu haben. Es gibt keinen Satz in diesem Heft, den ich nicht unterschreiben würde. Zwei Beiträge haben meine Besserwisserhaltung angekratzt. Da ist zuerst jener über das Quartier Garbatella in Rom. Der Architekt Gustavo Giovannoni baute zu Mussolinis Zeiten ein Quartier am Stadtrand, das alles aufweist, was die Moderne verachtete. In neobarocken Formen entwarf er ein Stück Stadt mit traditionellen Strassenräumen und italienischen Palazzi. Italianità war politisch gefordert und Giovannoni bediente sich im grossen Steinbruch der Stadtbaugeschichte und setzte die einzelnen Elemente zu einer neuen Mischung zusammen. Wer genauer hinschaut, entdeckt auf den wenigen Bildern: Das war Städ...
Unverhofftes Wiedersehen

Ein Du-Heft, das die Stadt doktern will: Baut Quartiere, nicht Siedlungen, sprich, was ihr baut, muss alles enthalten, was das Stadtleben braucht, erreichbar in 15 Gehminuten.

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