Ein Rückblick auf den Mythos: sechzig Semester Miroslav Šik an der ETH Zürich. Fotos: Guillaume Musset

Pathos und Praxis

Referenzen allerorten. Das schwarz-goldene Cover von ‹Analoge Altneue Architektur› ist selbst eine. Das Buch anlässlich der Emeritierung von ETH-Professor Miroslav Šik blickt zurück auf 30 Jahre Lehre, ohne die es die Hegemonie der Referenz in der Deutschschweizer Architektur heute nicht gäbe.

Referenzen allerorten. Auch Bücher kommen nicht mehr ohne aus. Das schwarz-goldene Cover? Erinnert natürlich an die ‹Schwarze Kassette›, die einst die Werke der ‹Analogen Architektur› zusammenfasste. Das neue Werk heisst ‹Analoge Altneue Architektur›. Aus Anlass der Emeritierung des ETH-Professors Miroslav Šik blickt es zurück auf dessen unglaublich lange Lehre. Ohne diese dreissig Jahre gäbe es die Hegemonie der Referenz in der heutigen Deutschschweizer Architektur nicht.Neues zu dieser Lehre erfährt man wenig, denn eigentlich war schon alles zu lesen über diese schwarz gekleideten, spitzbeschuhten, ein- geschworenen und unerbittlichen Seelenmaler, die sich am Lehrstuhl von Fabio Reinhard scharten und ab 1983 den Rest der ETH mit ihren düsteren Ölkreidegemälden verstörten. Oberassistent Šik stählte diesen Haufen zur Meisterklasse. Ein Mythos, den dieser von Anfang an selbst formte, mit Wettbewerbsbeiträgen, Ausstellungen und in der Presse. Auch das junge Hochparterre machte mit: Auf einer Titelseite Anfang der Neunziger kniete der «wertkonservative Rebell» Šik im Morgendunst unter einer Limmatbrücke. Im Nebel werden Legenden geboren.Co-Autor Lukas Imhof bemüht sich redlich, diesen Nebel zu lichten. Bildreich erzählt er die Lehr-Saga seines Ex-Professors. Von der «Phase der Wirren» über die Entdeckung von Regionalismus und Peripherie bis zur Rückkehr Šiks an die ETH 1999 und darüber hinaus. ‹Altneue Baukunst› nannte der Professor nun seine ordentliche Suche nach Ensemble, Milieu, ‹Midcomfort›. Die rebellische Attitüde von damals sei einer kohärenten Methodik gewichen, schreibt Imhof, das Pathos dem Praxisbezug. Drum sind die Erinnerungen einiger ‹Analoger› ein paar Seiten später auch lustvoller zu lesen als diejenigen der altneuen Ehemaligen. Im dicken Anhang: alle sechzig Semester mit Aufgaben, Studierende, Assistierende, sogar die Ga...
Pathos und Praxis

Referenzen allerorten. Das schwarz-goldene Cover von ‹Analoge Altneue Architektur› ist selbst eine. Das Buch anlässlich der Emeritierung von ETH-Professor Miroslav Šik blickt zurück auf 30 Jahre Lehre, ohne die es die Hegemonie der Referenz in der Deutschschweizer Architektur heute nicht gäbe.

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