Ecological Urbanism

Öko ist der neue Blob

Die globale Architekturelite treibt eine frische Sau durchs Dorf. Sie heisst «ecological urbanism». Nun ist das Buch dazu erschienen.

Was ist los, wenn Rem Koolhaas seinen Wolkenbügel in Peking als Teil einer «totalen Selbstauslöschung» kritisiert und anonyme Bautechniken preist? Was ist los, wenn der Blob-Theoretiker Sanford Kwinter von der hoch entwickelten Selbstorganisation eines Slums in Mumbai schwärmt? Die globale Architekturelite treibt eine frische Sau durchs Dorf. Sie heisst «ecological urbanism». Einer neuen Ethik und Ästhetik des Städtischen auf der Spur, trafen sich die Denker rund um die Harvard Graduate School of Design vor zwei Jahren zu einem Grosskongress in Boston. Auf 650 Seiten skizzieren nun 134 Wissenschaftler, Architekten und Planer ihre Erkenntnisse, ihr Bild des ökologischen Urbanismus. Es ist ein kaum gegliedertes Sammelsurium aus essayistischen Blicken, programmatischen Projekten und studentischer Forschung. Aber es deckt immerhin thematisch all das ab, was zur nachhaltigen Stadt gehört: Verkehr, Energie, Soziales, Nahrung und — beinahe nebenbei — das Bauen. Was ist da also los? Es ist wohl nicht verkehrt, den Kartoffelanbau mit der Finanzkrise in Verbindung zu bringen. Architektenstars verloren Aufträge und auch die privat finanzierten US-Eliteuniversitäten gerieten in Geldnot. Wir müssen jedoch neidlos anerkennen: Auf Schlagwörter verstehen sich die Amerikaner! In seiner lesenswerten Einleitung fordert Mitherausgeber Mohsen Mostafavi eine neue Sensibilität, wünscht sich die Konflikte zwischen Ökologie und Städtebau aufgehoben in etwas Neuem. Eben, im «ecological urbanism». SI

Ecological Urbanism
Mohsen Mostafavi, Gareth Doherty (Hg.). Lars Müller Publishers, Baden 2010, CHF 70.–

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