Cover von «Jürg Düblin: In Stalins Reich. Die Moskauer Jahre des Architekten und Städteplaners Hans Schmidt 1930-1937»

Moskau einfach

Die ETH zog ihm Salvisberg vor, da ging Hans Schmidt nach Moskau, denn er glaubte an den Kommunismus. Nun hat Jürg Düblin eine Biographie über das Leben und Wirken des Basler Architekten geschrieben.

Die ETH zog ihm Salvisberg vor, da ging Hans Schmidt (1893-1972) nach Moskau, denn er hatte den richtigen Glauben, den an den Kommunismus. Die Sowjetunion Stalins war im Aufbau, Schmidt wollte seinen Teil dazu betragen. Wie lebt Schmidt mit Frau und Tochter im Moskau der Dreissigerjahre? Karg, aber doch besser als die gewöhnlichen Leute. Die Arbeitsbedingungen sind schwierig, noch schwieriger ist aber der Bauplatz. Es fehlt an allem, an Material, an Facharbeitern, an Maschinen. Das neue Bauen scheitert an der Primitivität. Vor allem aber gibt es eine scharfe Trennung: Hier die Planung, da die Ausführung. Schmidt, der sich als Praktiker versteht, wird von der Praxis ferngehalten. Wie bewahrt man den richtigen Glauben, angesichts der wirklichen Zustände? Schmidt ist überzeugt, nach dem Dunkel kommt das Licht. Sein Entwurf für die Stadt Orsk im Südural wurde gebaut und ist Schmidts Hauptwerk in der Sowjetunion. Ich las das Buch mit Beklemmung. Einerseits mit dem Einverständnis eines Achtundsechzigers. Mit Schmidt im Bunde beim Aufbau des Sozialismus, mit ihm einig, dass das grosse Werk die grossen Opfer entschuldigt. Andererseits las ich’s auch mit dem Wissen des Altgewordenen, der nicht verstehen kann, wie es Schmidt jahrelang gelang, die Realität zu verdrängen. Selbst Schmidt hätte herausfinden können, dass die Partei nicht immer recht hatte. Stalin anerkenne ich, bekräftigt Schmidt nach seiner Rückkehr in die Schweiz, wo er als PdA-Politiker im Basler Stadtparlament sass. Anders herum, ich las ein Buch über Stalin. Gespiegelt im Basler Architekten Hans Schmidt, der von 1930 bis 1937 in der Sowjetunion arbeitete und lebte. Das ist der historische und biografische Teil. Alltag in Moskau. Der Mann Schmidt ist redlich und meine Sympathie hat er. Doch da ist auch mein Erschrecken. Die Diktatur am Beispiel der Architektur. Stalins Terror ist nicht mehr zu rechtfertigen, die G...
Moskau einfach

Die ETH zog ihm Salvisberg vor, da ging Hans Schmidt nach Moskau, denn er glaubte an den Kommunismus. Nun hat Jürg Düblin eine Biographie über das Leben und Wirken des Basler Architekten geschrieben.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.