Architekturführer Moskau

Mehr Sorgfalt bitte!

Golden glänzt der Umschlag des «Architekturführers Moskau». Glänzt auch der Inhalt? Die Aufteilung nach Epochen ist schlüssig (die Bezeichnung «Moskau während des Kalten Krieges» aber architektonisch irrelevant), die Essays sind von fachkundigen Autoren geschrieben, die Auswahl der Objekte ist in Ordnung. Etwas zu kurz kommt der Massenwohnungsbau der Breschnewzeit. Manche Objekttexte lösen aber Stirnrunzeln aus.

Golden glänzt der Umschlag des «Architekturführers Moskau». Glänzt auch der Inhalt? Die Aufteilung nach Epochen ist schlüssig (die Bezeichnung «Moskau während des Kalten Krieges» aber architektonisch irrelevant), die Essays sind von fachkundigen Autoren geschrieben, die Auswahl der Objekte ist in Ordnung. Etwas zu kurz kommt der Massenwohnungsbau der Breschnewzeit. Manche Objekttexte lösen aber Stirnrunzeln aus: So wird beim Grossen Handelshof auf die «sehenswerte Überdachung des Innenhofs» hingewiesen, aber mit keinem Wort erwähnt, dass dieses Dach ohne Rücksicht auf die Bausubstanz dem Denkmal aufgepfropft wurde. Und beim Beitrag zum Neuen Arbat heisst es, dass diese Magistrale schon im Generalplan von 1935 vorgesehen war, doch habe «keiner mit der Brachialität gerechnet, mit der das Projekt später unter Chruschtschow umgesetzt wurde». Bloss: Wie anders als mit Brachialität wurde zu Sowjetzeiten Städtebau betrieben? Ein Ärgernis sind die Bilder, denn wir finden hier viel «Selbstgeknipstes». Einige Gebäude wurden mit Photoshop so in der Perspektive korrigiert, dass sie bis zur Unkenntlichkeit verzogen sind. Drei Jahre wurde an dem Buch gearbeitet, ein weiteres hätte es nötig gehabt. WH

Architekturführer Moskau
Peter Koch, DOM Publishers, Berlin 2011, CHF 45.90

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