Feinste Verrisse von Cicero bis Kurt Tucholzky

Literarische Architektenschelte

Die Herausgeberin Ursula Muscheler überrascht mit vielen Auszügen von Literaten zu Architekten und ihren Werken.

Beispielsweise der Schelte von Goethe zum Dom in Mailand: Er sei ein mit ungeheuren Kosten versetzter Marmorberg, dessen Steine unaufhörlich gequält würden. Max Frisch lässt 1954 einen Architekten im Roman «Stiller» feststellen: «... und dass es der grösste Schildbürgerstreich ist, wie sie ihr knappes Land noch immer mit solchen Siedlungen verdorfen.» Muscheler, die selbst ein Architekturbüro betreibt, leitet die Kapitel prägnant ein, erinnert an Prestige, Pleiten und Bezahlung, spricht von Folgen verfehlter Planung und von der Durchschlagskraft des Kritikers Prinz Charles. Abgeschlossen sei mit einem Zitat von George Sand, um 1840: «Ärzte können ihre Fehler begraben, aber ein Architekt kann seinen Kunden nur raten, Efeu zu pflanzen.»
Feinste Verrisse von Cicero bis Kurt Tucholzky. Ursula Muscheler, Transit Verlag, Berlin 2011, CHF 24.90


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