Man spürt, wie der Autor mit den Legenden aufräumen will. Die Legion ist kein stabiles Gebilde, sondern ein sich ständig wandelnder Menschenhaufen, schreibt Benedikt Loderer.

Legio patria mea

Loderer liest nicht nur Architekturbücher. Neulich etwa auch die Geschichte der Fremdenlegion. Sie ist auch die Frankreichs, genauer seine Kolonialgeschichte, schreibt der Stadtwanderer.

Dreimal hat’s geläutet, ab in den Singsaal! Dort erwartet alle Schüler der Sekundarschule ein mageres Männchen, ein Legionär, wie uns Dr. Segesser erklärt, er wird euch nun erzählen, wie es in der Hölle zugeht, in der Fremdenlegion nämlich. Euch zur Warnung! Der Legionär berichtete wie er in Sidi bel Abès als Rekrut im grossen, heissen, staubigen Hof exerzieren musste, einen Rucksack voller Steine schleppend. Die Tragriemen waren Drähte. Er erzählte noch weitere Schreckensgeschichten. Für uns Schulbuben war hinterher klar: Wer ein wirklich harter Siech werden will, der muss in die Legion. Ort der Handlung: Wabern 1957.  Einen anderen Originallegionär traf ich als Bub. Der war in Bien Dien Phu, dem Stalingrad der Franzosen in die Gefangenschaft des Viet Minh geraten, mit Tuberkulose in die Schweiz zurück gekommen und selbstverständlich erzählte er vom ersten Vietnamkrieg. Dieser Legionär war Dekorateur gewesen und arbeitete bei meinem Onkel-Dekorateur, daher das Zusammentreffen. Nach der Büetz gingen wir in die Beiz, eine Bar im ersten Stock, wo ein Leutnant der Schweizerarmee friedlich mit seinem Schatz sass, Legionär, Onkel und ich an der Bar. Da nimmt der Legionär sein Bierglas, stellt sich zu dem Leutnant und leert ihm mit einer ruhigen Bewegung das Bier über den Kopf. «Das verdienen alle Offiziere!»  Kein Wunder, war die Legion ein Mythos, der sich in meinem Kopf und Herzen eingenistet hatte. Und da tauchte das Buch auf: «Fremdenlegion. Geschichte und Gegenwart einer einzigartigen militärischen Organisation». Der Autor, Eckhard Michels, unterrichtet an der Universität der Bundeswehr und schreibt knochentrocken. Er reiht auf. Beginnt vorn 1830 und spult die ganze Geschichte der Legion ab. Es ist auch die Frankreichs, genauer seine Kolonialgeschichte. Ich traf viele alte Bekannte an, die ich aber aus den dem Hirn verloren hatte. Die mühsame Er...
Legio patria mea

Loderer liest nicht nur Architekturbücher. Neulich etwa auch die Geschichte der Fremdenlegion. Sie ist auch die Frankreichs, genauer seine Kolonialgeschichte, schreibt der Stadtwanderer.

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