Der Grafiker Ernst Keller (1891-1968) gilt als Vater des Swiss Style. Obwohl er sich stets geweigert hat, als Lehrer einen Stil zu vermitteln. Im Urteil von Willy Rotzler, zur gleichen Zeit als Lehrer und als Direktor des Museums an der Kunstgewerbeschule Zürich zugange, gilt Ernst Keller als ein Grafiker, der «weder in den eigenen Arbeiten, noch bei seinen Schülern [...] auf leicht erkennbare Stilmerkmale Wert gelegt» hätte. Was von Rotzler über Philip B. Meggs als Bewertung Eingang in die vor allem englischsprachige Literatur fand, wird mit dieser Monografie differenziert. Peter Vetter, Katharina Leuenberger und Meike Eckstein zeigen Kellers vielfältiges Werk und studieren seine didaktischen Prinzipien, letzteres vor allem an Schülerarbeiten – gibt es doch keine schriftlichen Äusserungen oder Dokumentationen von Keller zu seinem Unterricht oder seinem Werk. Neben dem Katalog zur Retrospektive von 1976 und Barbara Matterns ETH-Masterthesis zu Kellers Archigrafien in Zürich von 2009 gibt es wenig Literatur zu Keller. Die im Unterricht entstandenen, meist anonymen Arbeiten bilden zusammen mit den Aussagen von noch lebenden Schülerinnen und Schülern deshalb das wichtigste Material, das die drei Herausgeber analysieren und bewerten. Dabei gingen sie zuweilen experimentell vor, luden noch lebende Schülerinnen und Schüler zu einer Vernissage der Arbeiten, um Datierungsfragen zu klären. Das Buch verzeichnet einerseits das Werk mit seinen Schwerpunkten in Plakatgestaltung, für die Keller bekannt ist, aber auch seine Erscheinungsbilder, Beschriftungen, Logos, Exlibris, Buch- und Magazinkonzepte. Überblickt man die stilistische Vielfalt, lässt einen die Zuschreibung Kellers als Vater des gestrengen Swiss Style ratlos zurück. Woran lag es? Die Herausgeber geben eine klare Antwort: an Kellers Didaktik. Deshalb verfolgt die Monografie anderseits Kellers Werdegang, der 1918 als 2...