Das Durchackern des Ausstellungskatalogs war auch ein Gang durch sein eigenes Berufsleben, schreibt der Stadtwanderer.

Häuser wie Autos

Die Bauproduktion muss bei der Automobilindustrie in die Lehre gehen. Nicht Bauplatz, sondern Fabrikhalle, nicht mauern, sondern Montage à sec. Bauindustrie statt Handwerk.

Draussen regnet’s oder s’ist brütend heiss, drinnen hingegen ist’s trocken und kühl. Der Bauplatz ist eine Behinderung, ein Robinsonspielplatz für Ungelernte, während in der Halle Facharbeiter ungehindert, genauer industriell produzieren. Der Traum, Häuser wie Autos herzustellen, ist älter als das Auto. Schon im 19. Jahrhundert wurde das Schweizerhaus fixfertig, sauber in Kisten verpackt, in die ganze Welt geliefert. Jede Armee hatte ihre Baracken, für die Auswanderer stand das vorfabrizierte Blockhaus bereit, die Kolonialverwaltung brauchte Unterkünfte. Der Stammbaum des industriell gefertigten Hauses ist alt, aber von geringem Adel. Es waren nicht die Architekten, die als erste vorfabrizierte Häuser bauten, sondern Zimmermeister und Tüftler, ihnen ging’s ums Geldsparen und Transportierenkönnen. Erst als die Modernen mitmachten, fanden die Architekten, und heute die Architekturhistoriker, die Vorfabrikation der Zuwendung würdig. Wer hat nicht im Unterricht vom General Panel House gehört, das Konrad Wachsmann und Walter Gropius 1941-1953 entwickelt haben? Alle nicken wir verständig, wenn der Name Jean Prouvé fällt. Das Museum of Modern Art hat 2008 eine Ausstellung gezeigt, die von einem amerikanischen Standpunkt aus, die Geschichte der Vorfabrikation vorstellte: Home Delivery. Der Katalog blieb zurück, den schaue ich mir nun an. Es gibt zwei grosse Abteilungen: Die Kapsel und der Baustein. Die Kapsel meint ein Hüsli. Ein massenhaft hergestelltes Einzelhaus für die intakte Familie. Das stellt man auf das billige Grundstück, wenn’s geht ohne Keller. Das kann man zum Beispiel von 1896 bis 1940 beim Kaufhaus Sears Roebuck im Katalog bestellen, die Hypothek wird mitgeliefert. Das sind Häuser für anständige Leute mit genügend Geld, um im Vorstadtgürtel ein traditionelles, sprich, anständiges Haus aufzurichten. Man kann das auch in Blech oder Kunststoff ha...
Häuser wie Autos

Die Bauproduktion muss bei der Automobilindustrie in die Lehre gehen. Nicht Bauplatz, sondern Fabrikhalle, nicht mauern, sondern Montage à sec. Bauindustrie statt Handwerk.

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