Second Hand Spaces

Grimms Märchen 2.0

Wo sind letzte Spiel-Räume in einer immer stärker genutzten und definierten Welt? Worauf kann man heute Wünsche und Phantasien projizieren? Der neue Märchenwald der Architekten und Planer sind urbane Brachen, «Second Hand Spaces».

Als die Gebrüder Grimm 1812 den ersten Band «Kinder- und Hausmärchen» herausgaben, spielten die meisten Handlungen in den dichten Wäldern Mitteleuropas. Der Wald war geheimnisvoll, eine Projektionsfläche von Sehnsüchten und Ängsten. Zweihundert Jahre später ist der Wald längst Teil unserer kontrollierten Kulturlandschaft – aufgeräumt, bewirtschaftet und gestaltet. Im gleichnamigen Buch werden fünfzehn Projekte vorgestellt, Leerräume, die als temporäre soziale Interaktionsräume aktiviert werden. Die wunderbaren Fotos und das Layout von Robinson Cursor spannen eine Bandbreite zwischen Rauheit des «as found» und dem märchenhaften Goldglanz auf. Das Buch lässt die Brache dann am verheissungsvollsten erscheinen, wenn sie ungenützt als Projektionsfläche von Wünschen offen bleibt.

close

Kommentare

Daniel Schnier 05.10.2012 11:17
Gruezi, um hier dem Leser und der Leserin einige Möglichkeiten der Informationsgewinnung durch andere Kanäle zu ermöglichen bitte ich die folgenden Links zu verfolgen. Mit lieben Grüßen in den Süden, Daniel Schnier, Bremen http://www.urbanophil.net/urbanophil/urbanoreview/buchrezension-second-hand-spaces/ http://enter-the-city.blogspot.de/2012/06/second-hand-spaces.html http://www.pro-qm.de/secondhand-spaces-uber-das-recyceln-von-orten-im-s http://kommunalpolitik.blog.rosalux.de/2012/09/26/second-hand-spaces-uber-das-recyceln-von-orten-im-stadtischen-wandel/ http://www.creative-city-challenge.net/de/news/externe-news/622-buch-second-hand-spaces.html http://www.tranzitpaper.com/?p=17617 http://www.page-online.de/emag/typo/artikel/second-hand-spaces
Michael Ziehl 04.10.2012 20:10
Das Buch geht von einem ganz anderen Märchen aus als der Rezensent erwähnt. Second hand spaces stellen eine mögliche Alternative zu einer Stadtentwicklungspolitik dar, die auf dem Märchen stetigen urbanen Wachstums und nicht endender Ressourcen basiert. Jenseits herkömmlichen Stadtplanung entstehen im Gebäudebestand vieler Städte nachhaltige Zwischen-, Um- und Wiedernutzungen, die u.a. Partizipation fördern, soziale Netzwerke generieren, zu einer urbanen Subsistenz beitragen und ihren Akteuren eine ökonomische Grundlage zur selbstbestimmten Arbeit bieten. Neben den erwähnten 15 Projektbeschreibungen wird in dem Buch anhand von 9 Essay u.a. dargelegt, wie davon nicht nur die direkt beteiligten Akteure profitieren können, sondern auch die Stadtgesellschaft insgesamt. Es geht weder um "ungenützte Projektionsflächen von Wünschen" oder "Spiel-Räume" sondern um existierende Alternativen zur herkömmlichen Stadtentwicklungspolitik, die eben dieser als ein Handlungsansatz zur Gestaltung urbaner Transformationsprozesse dienen kann.
Kommentar schreiben