Grimms Märchen 2.0
Wo sind letzte Spiel-Räume in einer immer stärker genutzten und definierten Welt? Worauf kann man heute Wünsche und Phantasien projizieren? Der neue Märchenwald der Architekten und Planer sind urbane Brachen, «Second Hand Spaces».
Als die Gebrüder Grimm 1812 den ersten Band «Kinder- und Hausmärchen» herausgaben, spielten die meisten Handlungen in den dichten Wäldern Mitteleuropas. Der Wald war geheimnisvoll, eine Projektionsfläche von Sehnsüchten und Ängsten. Zweihundert Jahre später ist der Wald längst Teil unserer kontrollierten Kulturlandschaft – aufgeräumt, bewirtschaftet und gestaltet. Im gleichnamigen Buch werden fünfzehn Projekte vorgestellt, Leerräume, die als temporäre soziale Interaktionsräume aktiviert werden. Die wunderbaren Fotos und das Layout von Robinson Cursor spannen eine Bandbreite zwischen Rauheit des «as found» und dem märchenhaften Goldglanz auf. Das Buch lässt die Brache dann am verheissungsvollsten erscheinen, wenn sie ungenützt als Projektionsfläche von Wünschen offen bleibt.