Bidonville ist schön

Ein Roman über Raumplanung

Der Schauplatz ist Chüngligen, ein boomender Vorort von Bern. Dort führt ein Architekt mit dem Dichternamen Thomas F. Mischler «Bidonville ist schön» auf, das Planungsdrama der Schweiz. Er hat ein Lehrbuch über Planung in einen Roman verpackt.

Alles kommt vor: vom guten Willen bis zur Korruption, von der Richt- über die Verkehrs- bis zur Möblierungsplanung, von der Zersiedelung bis zum Ferienhaus im Oberengadin, von der aufstrebenden Gemeindepräsidentin über die ehrgeizige Planerin mit Migrationshintergrund bis zum Spekulanten, der an der Aufrichte seines Grossprojekts zu Tode stürzt. Die Schönheit des Buches: Der Autor ist gut informiert und bringt seine Botschaften leidenschaftlich in die Welt. Eingepackt in einen halb Milieu-, halb Kriminalroman und garniert mit Essays und Traktaten lernen wir in vergnüglicher Lektüre allerlei über Ausnutzungsziffern, Arbeitsbedingungen und Architekturbüros. Der Kummer des Buches: Dreissig Personen treten auf und verwickeln uns in Hunderte von Geschichten. Die guten spielen nah an der Sache, die weniger Guten lassen den Geheimdienst auftreten mit Diplomaten, Limousinen und Bordellen. Als traute der Autor der Kraft seines Wissens und Blicks nicht, gibt er Verschwörungen zum Besten und schickt seine Helden in unmögliche Ränke. Im Buch ist so viel Stoff drin, dass problemlos eine Fortsetzung möglich sein wird. Beim zweiten Band gibt es dann hoffentlich mehr Raum für das Kneten der Figuren und Walken der Handlungen.

Thomas F. Mischler: Bidonville ist schön. Books on demand, Norderstedt 2011, CHF 28.90

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