Cover «Ausser sich».

Ein Architektenroman 

Katja und Sebastian sind ein Architektenpaar in Berlin; sie arbeiten als Angestellte und träumen von Selbstständigkeit. Die dramatische Liebes- und Lebensgeschichte ist literarisch stark, mit dem wachsenden Elend und der immer enger werdenden Welt verändert die Autorin die Sprache.

Katja und Sebastian sind ein Architektenpaar in Berlin; sie arbeiten als Angestellte und träumen von Selbstständigkeit. Ihr Held ist Frank Lloyd Wright, und sie lesen unter anderem Hochparterre. Dann erleidet Sebastian eine Hirnblutung — Spital, Operationen, Rehabilitation, Pflegeheim. Dieses Programm ist Ursula Frickers Erzählfaden. Gewiss erfahren wir allerhand über das Leben hoffnungsfroher Architekten um die vierzig, aber bald spielen schlaue Chefs, karriereverliebte Kolleginnen und spleenige Bauherren eine Nebenrolle. Die eine Hauptrolle spielt die Frau, die den auf ewig kranken Mann begleitet, tröstet, ihn und sich betrauert; sie verzweifelt und geht langsam unter. Die andere Hauptrolle spielt der kranke Mann — eingesperrt in seinen unwilligen Körper kann er weder reden noch irgendetwas, das er früher konnte. Die dramatische Liebes- und Lebensgeschichte ist literarisch stark, denn mit dem wachsenden Elend und der immer enger werdenden Welt verändert die Autorin die Sprache. Sie lässt sie ausbrechen in die Erinnerung und sperrt sie ein in die immer trostlosere Gegenwart. «Ausser sich» ist keine Bekenntnis- und Befindlichkeitsliteratur, sondern eine packende Erzählung. Anschaulich erfahre ich Architektenhandwerk und gestalterische Leidenschaft, präzise erfahre ich, was passiert, wenn das ganze diagnostische und therapeutische Programm nach einem dramatischen Lebensbruch abgespult wird. Erschüttert und erstaunt bleibe ich nach der letzten Seite allein zurück.

Ausser sich
Ursula Fricker. Rotpunkt Verlag, Zürich 2012, CHF 29.–

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