Cover von arch+ 240: «Neuer Realismus in der französischen Architektur».

Die Neuen Realisten

Loderer liest zwei Architekturzeitschriften: Hochparterre und arch+. Er hat die Nummer 240 «Neuer Realismus in der französischen Architektur» von arch+ gelesen – eine horizonterweiternde Tour de France.

Lesezeit ist Lebenszeit, darum muss ich haushälterisch damit umgehen. Zwei Architekturzeitschriften müssen genügen: Hochparterre und arch+. Zu Hochparterre schreibe ich nichts, wer jetzt liest, liest es. Zu arch+ hingegen wohl. Jedes Heft ist ein Augenöffner, einige erweitern meinen Horizont. Es sind thematische Hefte. Sie gründen tief. Die deutsche Gründlichkeit hat immer noch ihre Geistesarbeiter. Jede Ausgabe ist Schürfarbeit, jedes Themenheft sammelt den Wissenstand, schreibt Architekturgeschichte und verbindet sie mit der Gegenwart. Ich lerne dazu.  So auch Nummer 240 «Neuer Realismus in der französischen Architektur». Frankreich? Da habe ich schon langen nicht mehr hingeschaut. Sicher, Nouvel (Nemausus à Nîmes!), Perrault, Lacaton & Vassal habe ich zur Kenntnis genommen, doch was folgte? Leute wie Nicolas Guérin vom Büro NP2F der sagt: «Wir sind die Kinder der Krise. Die Krise hat uns dazu gezwungen, realistischer auf die Situation zu blicken. Unseren Projekten legen wir einfache Entscheidungen zugrunde, wir nehmen die Einschränkungen an, um daraus Architektur zu entwickeln.» Die Neuen Realisten setzen sich ab vom French Touch, der Generation vor ihnen, Postmoderne ist das gängige Wort dafür. Rudy Ricciotti war ihr Hauptheld. Die Neuen Realisten (eine Begriffsbildung von arch+) tönen in meinen Ohren recht schweizerisch. Sie folgen dem Grundsatz «Entwurf und Konstruktion sind eins», entwickeln also Strukturen, zeichnen keine Bilder. Es ist die Geburt der Architektur aus dem Geiste der Konstruktion. Nicht wie sieht es aus, ist die Frage, sondern wie baut man das? Immer ist das Kostenkorsett eng. Der Architekt muss listig sein, muss hier sparen, dass er dort trotzdem Architektur machen kann. Doch hat diese Gratwanderung nichts von der Verbiesterung, die wir hierzulande so gut kennen. Nein, man spürt eine spielerische Seriosität, ein lustvolles Ausr...
Die Neuen Realisten

Loderer liest zwei Architekturzeitschriften: Hochparterre und arch+. Er hat die Nummer 240 «Neuer Realismus in der französischen Architektur» von arch+ gelesen – eine horizonterweiternde Tour de France.

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