Je weiter ich las, desto höher stieg meine Achtung vor den wissenschaftlichen Schatzgräbern, schreibt der Stadtwanderer.

Archäologie ist Fleiss

Ich war neugierig auf das römische Zürich und kaufte es. Doch beim Lesen des Buchs überwältigte mich die Hartnäckigkeit, mit der die Archäologinnen (unterdessen ein Frauenberuf) ihre Fundrätsel lösen.

Verführt hat mich der Untertitel: «Eine Hafenstadt und Zollstation zwischen Alpen und Rheinprovinzen». Gemeint ist Zürich, genauer Turicum, ich erhoffte mir Auskunft über das römische Zürich, so etwas Stadtgeschichtliches, ein Abriss über die ersten 400 Jahre. Da hatte ich aber meine Rechnung nicht mit den Archäologinnen gemacht. Die nämlich sind unerbittlich fleissig. Sie graben. Aber kaum je nach strategischem Plan, nein von Gelegenheit zu Hilferuf oder von Notgrabung zu Notgrabung, hier ein Keller, dort eine Kanalisation, mal ein Pfostenloch, vielleicht mal sogar einen ganzen Münsterhof. Sie finden keine Schätze, aber Scherben und Mauern, mit Glück auch eine Münze. Es sind immer nur einzelne Steinchen des grossen Mosaiks, aus denen sie in rastloser Kleinarbeit während Jahrzehnten ein Bild zusammensetzen. Am Schluss, der nie ein Ende ist, steht das derzeitige Wissen über Zürichs frühe Jugend. Die beginnt spätkeltisch und Turicum taucht bei Cäsar im «de bello galico» auf, genauer die Tiguriner. Den ersten Höhepunkt der Siedlung erreicht Turicum in der ersten Kaiserzeit im 2. Jahrhundert. Damals war fast das Gebiet der späteren mittelalterliche Altstadt beidseits der Limmat überbaut. Das Zentrum der römischen Kleinstadt war immer der Lindenhof, wo im 4. Jahrhundert ein Kastell gebaut wurde. Eine Brücke über die Limmat, inklusive Thermen und einen Hafen gab es auch. Hier wurden die Waren vom See- auf das Flussschiff umgeladen und der Zoll eingezogen. So der Spur nach wusste ich das, doch wie gross Turicum damals war, fand ich doch überraschend. Nicht nur ein Zollposten, nein eine Kleinstadt, es fehlt nur das Theater und die Arena. Gelernt habe ich auch, dass es in vier Jahrhunderten vier Ufer gab. Der Seespiegel stieg und fiel, vom Höchststand während der jüngeren Eisenzeit bis zum Tiefststand im 2. bis 5. Jahrhundert, eine Differenz rund 2 Meter, was mehr...
Archäologie ist Fleiss

Ich war neugierig auf das römische Zürich und kaufte es. Doch beim Lesen des Buchs überwältigte mich die Hartnäckigkeit, mit der die Archäologinnen (unterdessen ein Frauenberuf) ihre Fundrätsel lösen.

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