Kurath fasst seine Erkenntnisse und Postulate flott in zwölf Punkten zusammen, «um zu einer Baukultur mit Bestand zu gelangen».
Der Wissenschaftler Stefan Kurath pfadet der Raumplanung in einem Büchlein eine heitere Zuversicht trotz aller Enttäuschungen mit seinem Fach. Köbi Gantenbein hat es gelesen.
«Die gebaute Welt sieht nicht so aus, wie eine nachhaltig gebaute Welt aussehen sollte». Das ist der erste Satz im Buch «Baukultur mit Bestand». Und der letzte mahnt: «Es ist fünf vor zwölf». Dazwischen denkt Stefan Kurath darüber nach, warum der erste Satz das Bauen in der Schweiz und wohl auch in Europa bestimmt hat, und was geschehen muss, damit alles in den letzten fünf Minuten doch noch gut wird. Die kurz gefasste Antwort: Planung muss verstehen, was Gesellschaft ist und wie sie funktioniert. Nur dann wird ihr Wissen wirksam. Ganz Macher und Planer, will er aber nicht zuerst die Gesellschaft verändern, sondern sie mit Entwürfen verbessern. Kurath gibt dafür der angewandten Soziologie viel Kredit, er empfiehlt diese Wissenschaft im französischen Gewand als Geländer, um zu verstehen, warum noch so gut gemeinte Planungen immer wieder scheitern, und er fordert darum Planung als «phénomène social total» – zuhören; verstehen; nehmen, was ist. Und daraus etwas machen, der Kraft des Guten vertrauend.
Allianzen bilden Warum ist die Planung verkachelt, wo es doch nie so viele Planerinnen und Architekturstudenten gegeben hat wie heute? Das beschäftigt Kurath seit seiner Zeit als Student der Architektur und des Urbanismus. Schon in seinem eindrücklichen Buchziegel «Stadtlandschaften entwerfen?», mit dem er 2011 Dr. Urbanist geworden ist, hat er das Gewicht von Allianzen betont. Ein Planer kann nur etwas bewirken, wenn es ihm gelingt, Allianzen zu schmieden, zu ermuntern und mit seinem Wissen zu fördern. In einer Reihe von Büchern und Essays hat er diese Erkenntnis dekliniert und mit seinen profunden Kenntnissen der Stadtbau-Geschichte und der Stadtsoziologie genährt. Er stützt sie auch auf seinen Beruf als Professor und Leiter am Institut Urban Landscape der ZHAW in Winterthur, wo er sich mit seinen Kolleginnen und Studenten mit der Architektur und der Stadt des 2...
Baukultur planen
Der Wissenschaftler Stefan Kurath pfadet der Raumplanung in einem Büchlein eine heitere Zuversicht trotz aller Enttäuschungen mit seinem Fach. Köbi Gantenbein hat es gelesen.
19.02.2025 07:30