Gerardo Buscetto von Walo Bertschinger beantwortet die Fragen der Zuschauer. Fotos: Schweizer Baumuster-Centrale
Im Auftrag von Walo Bertschinger

Rhabarbergelb und korkgesprenkelt

Farbige Naturoliss-Beläge sorgen im Kindergarten- und Krippengebäude Looren für Identifikation. Am Brownbag-Lunch stellten Walo Bertschinger und L3P Architekten das Gebäude und die fugenlosen Bodenbeläge vor.

Stefan Baumberger begrüsst das Publikum mit einem dunklen Rechteck in der Hand: «Das Muster dieses Kork-Flüssigbelags wurde innert kürzester Zeit eines der beliebtesten in unserer Ausstellung.» Ob das an der fugenlosen Struktur, dem dünnen Bodenaufbau, der Haptik oder der grossen Farbpalette des Naturoliss-Belags von Walo Bertschinger liegt, darüber kann der Geschäftsführer der Baumuster-Centrale nur spekulieren. Fakt ist, «er ‹trendet› ganz stark.» Dass dem so ist, beweist der volle Saal. Wer knapp dran war, muss Sandwich und Vortrag heute im Stehen geniessen. Umso besser, dass die beiden Referenten unterhaltsam und zügig durch den Anlass führen.

Den Anfang macht Gerardo Buscetto, Ressortleiter bei Walo Bertschinger. Von ihm erfahren wir, dass Naturoliss, wie der Name sagt, auf natürlichen Rohstoffen basiert. Zum einen sind das Leinöl, Quarzsand und Korkmehl, zum anderen eine geheime Mischung an pflanzlichen Ölen und natürliche Pigmente. «Für die gelben Farbtöne verwenden wir beispielsweise Rhabarberwurzel und Löwenzahnblüten», erklärt Buscetto. Die Standard-Palette umfasst 54 Farben, die von dezent getönt bis knallig bunt und von hell bis dunkel reichen. Je nach Farbton zeichnet das Korkmehl mehr oder weniger sichtbare Sprenkel auf die Oberfläche. Auch Spezialfarben sind möglich. «Vorausgesetzt, man bringt eine genügend grosse Fläche und etwas mehr Zeit mit.»

 

Aus pflanzlichen Ölen, Quarzsand, Kork und natürlichen Pigmenten entsteht ein robuster Bodenbelag.

Darf an keinem Brownbag-Lunch fehlen: Der Mustertisch.

 

Wie es bei fugenlosen Bodenbelägen üblich ist, wird Naturoliss in zwei Komponenten auf die Baustelle geliefert. Der Bodenleger vermischt die eingefärbte, flüssige Masse und das Bindemittel erst unmittelbar vor dem Einbau. Dieser erfolgt auf sauberem, glattem und grundiertem Untergrund. Selbstnivellierend ist Naturoliss nicht, der Bodenleger glättet die Masse mit Spachtel und Stachelwalze. Die zwei notwendigen Versiegelungsschichten und die Austrocknungszeit inklusive, ist der Einbau normalerweise in einer Woche erledigt.

Der bloss drei Millimeter starke Belag leistet einiges: Er ist druckfest und lichtecht, chemiebeständig und sogar für den Nassbereich geeignet. Wärme – beispielsweise von einer Bodenheizung – lässt er passieren, Trittschall dämmt er hingegen stark. «Der Einsatzbereich ist enorm gross», sagt Buscetto. «Sie können Naturoliss in Kindergärten oder Schulen, Spitälern oder Altersheimen, Restaurants oder Büros einsetzen – und natürlich im Wohnungsbau. Ungeeignet ist er wohl nur in der Garage.» Dass der Bodenbelag dabei auch noch schön aussieht, zeigt das neue Kindergarten- und Krippengebäude Looren in Kloten, das Antje Hellwig von L3P Architekten nun vorstellt.

Im Grundriss erinnert der Holz-Beton-Hybridbau an vier kantige Kieselsteine. Die zwei grössten beherbergen im Erdgeschoss die zwei Kindergärten und darüber vier Krippen. Im mittleren Kiesel befinden sich Büros, Nebenräume und eine Küche, im kleinsten liegt der gemeinsame Essraum. Der Raum zwischen den vier Volumen dient der Ankunft und dem Aufenthalt.

Im Kontrast zur auberginefarbenen Holzfassade sind die Oberflächen im Inneren hell. Die Aussenwände sind aus Holz konstruiert und auch damit verkleidet. Das Tragwerk aus Betondecken und -wänden blieb roh, die nichttragenden Wände sind verputzt und weiss gestrichen. Heller Naturoliss bedeckt die Böden. «Nebst seinen optischen und haptischen Eigenschaften gefiel uns an dem Belag besonders, dass er fugenlos ist», sagt die Architektin. «Durch einen in Bahnen verlegten Belag hätten die polygonalen Räume eine Ausrichtung erhalten. Das wollten wir vermeiden.»

 

Architektin Antje Hellwig erklärt das Kindergarten- und Krippengebäude Looren in Kloten.

L3P Architekten setzten intensive Farben zur Identifikation und Orientierung ein.

 

Die neutrale Materialisierung ergänzend, verwendeten L3P Architekten in den Eingangsbereichen der sechs Gruppenräume intensive Farben. «Ein Gebäude für Kinder darf farbig und lustig sein», so Hellwig, «doch die Farben sollen auch nicht überwältigend wirken. Wir haben sie deshalb gezielt eingesetzt.» Wände, Garderobenmöbel, Küchenzeilen und Vorhänge der Gruppenräume leuchten wahlweise blau, gelb, rot, grün, violett oder orange. Über den dekorativen Effekt hinaus stiften die Farben Identifikation und helfen bei der Orientierung. Passend zur jeweiligen Gruppenfarbe ist auch ein breiter Spickel des Bodenbelags an den Raumeingängen farbig. Dabei treffen die beiden unterschiedlich gefärbten Beläge direkt aufeinander – eine Ausführungsvariante, die auch für Walo Bertschinger neu war. Wie Versuche an Mustern schnell zeigten, gelingt die saubere Trennlinie aber auch ohne eingelegtes Metallprofil.

Gut möglich, dass Naturoliss am Brownbag-Lunch noch ein paar Fans dazugewonnen hat. Jedenfalls gingen die mitgebrachten Handmuster mindestens so schnell weg wie die Sandwichtüten.

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