Ein Schindelkleid in der Grossstadt
Die ‹Feinteilung› stand im Fokus des letzten Brownbag-Lunchs in der Baumuster-Centrale Zürich. Eternit-Kleinformate machen verschiedenste Schindelfassaden aus Faserzement möglich.
Fassadenschiefer – der Begriff, den Fabian Hofstetter bei seinem Vortrag für die Eternit-Kleinformate verwendet, zeigt es: Schindeln, mit denen man seit Jahrhunderten Fassaden verkleidet, gibt es in vielerlei Arten. Je nach Region und dem dort vorherrschenden Baumaterial waren sie aus Holz oder aus Stein. Die kleinteiligen Schuppen waren handwerklich leicht herzustellen, zu transportieren und anzubringen. Seit rund hundert Jahren gibt es sie auch industriell hergestellt, zum Beispiel aus Faserzement. Diese wiegen wenig, sind robust und witterungsbeständig und damit langlebig, also nachhaltig.
Fabian Hofstetter ist Produktmanager Fassade bei Eternit Schweiz – und gelernter Zimmermann. Deshalb referiert er aus dem Effeff über das Sortiment der Kleinformate, ihre Anwendungsmöglichkeiten und Erscheinungsformen, bis hin zu Befestigungsbesonderheiten. Die Varianten sind, kurz gesagt, unendlich: 11 verschiedene Formate, eckig, rund oder mit abgeschrägten Ecken. Zum Teil lassen sich die Formate auch individuell teilen. 5 Farbpaletten mit Dutzenden Farbtönen stehen zur Auswahl, leuchtend oder erdig, stark oder leicht pigmentiert, deckend beschichtet oder transparent lasiert. Auch bei der Unterkonstruktion und der Ecklösung sind Varianten möglich. Nur eines bleibt und ist bewährt: die Hinterlüftung der Fassade.
Nun übernehmen die Architekten. Im vollbesetzten Raum der Schweizer Baumustercentrale an der Zürcher Weberstrasse stellen Martin Pasztori und Johann Simons ihr erstes Projekt vor: ein Kunstatelier in Berlin, mit einer Fassade aus Eternit-Kleinformaten. Was klein klingt ist in Wirklichkeit das Gegenteil: Der 900 Quadratmeter grosse, 10 Meter hohe Bau steht in Berlin-Mitte, zurückversetzt von der zentralen Torstrasse. Ein von Plattenbauten gesäumter Blockrand öffnet sich zum Strassenraum. Wenige Meter unter der Erde quert eine S-Bahnlinie. Der Stahlbau muss diese unsichtbare Trasse wie eine Brücke überspannen; man sieht es ihm nicht an. Wenige grosse Fenster gliedern die ansonsten geschlossene Fassade; die sie verkleidenden Eternitschindeln sind unten abgerundet und warm-grau. Ein schöner Kontrast: das grosse Haus im filigranen Schindelkleid. Dicht daneben steht ein grosser Kastanienbaum.
Die geschuppte Haut des Kunstateliers wirkt von weitem homogen. Je näher man kommt, desto feinteiliger wird es. Auf diese Erscheinung kam es den Architekten an. Die Schindeln werden als Streifen von bis zu zehn Stück zusammenhängend montiert. Ein Streifen muss mit drei Nägeln von Hand befestigt werden, was handwerkliches Können und Präzision erfordert. Pasztori Simons wollten keine gleichmässige Farbigkeit, deshalb nahmen sie die Rückseite des 4 Milimeter dünnen Materials als Vorderseite. Eine Lasur hellt das wolkige Grau etwas auf. Durch das Material erscheint der Bau trotz seiner Grösse als Remise oder Werkhalle. Wir lernen: Kein Material ist per se ländlich oder bäuerlich. Es kommt immer auf die Anwendung an.
Nach dem Brownbag-Lunch fuhr ein Reisebus mit Interessierten aus der Weberstrasse in Richtung Niederurnen los. Bei einer Besichtigung des Eternitwerks konnten sie sich ein Bild davon machen, wie Faserzement hergestellt wird und wie daraus Produkte entstehen. Zum Beispiel Fassadenschiefer.
Wer den Anlass verpasst hat, kann ihn auf YouTube nachschauen.