Gäste des Brownbag-Lunch begutachten das Parkett Bolefloor. Fotos: Gianfranco Rossetti
Im Auftrag von Naturo Kork

Verschnittfrei verlegt

Unter dem Titel «Verlegt wie gewachsen» präsentierte Naturo Kork das Parkett Bolefloor in der Baumuster-Centrale. Die Gäste erfuhren, welche Möglichkeiten das naturwüchsig wirkende Parkett eröffnet.

Wer Parkett verlegt, nimmt rechtwinklig zugeschnittene Bohlen. Bäume mögen zwar gerade in den Himmel wachsen, doch die Stämme sind rund und nie völlig gleichmässig im Wuchs. Schneidet man daraus rechwinklige Bretter, bleibt Verschnitt übrig. Bolefloor zeigt eine Möglichkeit, wie Bretter verlegt werden können, die fast ohne Verschnitt aus dem Baumstamm hergestellt werden. 

Das estnische Architektenpaar Liisa und Andres Poime (links) erklären den Gästen, wie sie Holz einsetzen.
Doch weshalb soll man Parkett einsetzen, weshalb die Innenräume mit Holz verkleiden? An der gut besuchten Veranstaltung letzten Donnerstag bekamen die Gäste erst einen Einblick in das Schaffen des estnischen Architekturbüros Studio3. An zwei Projekten erklärten Inhaber Liisa und Andres Poime, wie sie mit dem Material unmgehen. Den Wettbewerb für die Estnische Botschaft in Peking gewannen sie 2007, eröffnet wurde das Gebäude im Botschaftsviertel Pekings – gleich neben der US-Botschaft – erst im Jahr  2015. «Unsere Idee war es, das Gebäude so simpel zu halten wie möglich», erklärte Andres Poime. Und er verhehlt nicht, dass der Bauprozess in China nach besonders viel Qualitätskontrolle verlangte. Auch die Botschafter mussten erst von der Qualität einfacher, aber präzis eingesetzter Materialien überzeugt werden. Die durch einen verglasten Flur in Residenz und Botschaft geteilte Betonstruktur verlangte im Innern nämlich nach ebenso reduziertem Materialeinsatz: Neben dem Parkett sind das Stahl, Glas, Alucobond, Sperrholz und schwarzer Granit. Beim Hauptsitz für die staatliche Waldverwaltung Estlands RMK lag die Verwendung von Holz schon nur aus inhaltlichen Gründen nahe, erklärte Liisa Poime. Die beiden bestehenden Gebäude – ein Gebäudeteil stammt aus der Jahrhundertwende, der andere aus den 1970er Jahren – erhielten einen Innenausbau, in dem Holz in mehreren Varianten eine wichtige Rolle spielte. Für Wandverkleidungen und Boden kam unter anderem thermisch behandeltes Holz zum Zug, das noch lange fein nach verkohltem Holz roch. Bolefloor-Böden wurden im alten Teil ausgelegt. «Wir haben das nicht nur aus ästhetischen Gründen eingesetzt, sondern auch deshalb, weil diese Art des Parketts den schiefwinkligen Grundriss der Räume kompensieren konnte», erklärte die Architektin.

Fugenbild aus dem Computer
Die Idee, Holzbretter als Bodenbelag zu nutzen, führe uns weit in die Geschichte zurück, erklärte anschliessend Axel Riester von Naturo Kork, die das Produkt Bolefloor anbieten. Die Stationen, die er erwähnte, führten von den Ägyptern ins Mittelalter und zu Louis XIV. Spätestens seit der Industrialisierung wurde darüber nachgedacht, die Parkett-Produktion zu rationalisieren. Der Erfinder des Plattenspielers Emil Berliner setzte 1883 gar auf das Rollparkett, auf eine Matte, auf die er eine Art Klötzchenparkett aufbrachte – die Idee sollte sich jedoch nicht durchsetzen.

Axel Riester erklärt die industrielle Fertigung von Parkett.

Ab 1910 wurden vorgefertigte Bretter auf die Unterkonstruktion genagelt. Die Nut- und Kammverbindung bei industriell hergestellten Brettern kam ab 1925 auf. Auch dieses Parkett basierte darauf, den Baum zu versägen und in parallele Teilstücke zu zerlegen. «Wir haben uns an diese Form von Bodenbelägen optisch gewöhnt», erklärt Axel Riester.

Doch ein Baum wächst nie völlig gerade. Weshalb nicht Bretter ohne Verschnitt für das Parkett verwenden? Das geht, dank Digitalisierung auch in einer rationellen Art und Weise – Bolefloor präsentiert sich denn auch als Technologie-getriebene Firma. In einem ersten Arbeitsschritt wird das Rohbrett ohne Rinde auf der Ober- und Unterseite gescannt und mit einem Barcode getaggt. Der Scanner nimmt dabei ein Bild der Oberfläche sowie die genauen Dimensionen auf. Die Daten gehen in einen Zwischenspeicher. Sind alle Bretter eines Baumes erfasst, kennt der Rechner nun die Konturen des Baumes und kann daraus die nötigen Bretter auswählen, um einen Raum auszulegen. Anschliessend werden die Konturen der Bretter nachgefräst und die Bohlen nachbearbeitet. Dabei garantieren Einschnitte auf der Unterseite Formstabilität, oben werden Nut und Kamm eingefräst.

Die Schönheit des naturwüchsigen Baums, ins Parkett übertragen.
Jedes Brett hat nun seine individuelle Kontur, die zu den Gegenstücken links und rechts passt und im Verbund ein lebendiges Fugenbild ergibt. Bleibt die Montage: Der Installationsplan wird mit einem Nullpunkt im Raum behaftet und anschliessend verlegt der Parketteur die Bretter nach ihrer vorgebenen Position. Bevor es soweit ist, wird im Werk jedes Parkett entsprechend der Raumkontur vorverlegt, überprüft und erst dann verpackt und versandt. «So verbrauchen wir ungefähr einen Drittel weniger Holz. Das Produkt hat einen deutlich geringeren Verbrauch. Und es löst im Raum eine andere Dynamik aus», fasst Axel Riester die beiden Vorteile dieses Parketts zusammen. Naturo Kork importiert dabei das Rohmaterial und bearbeitet in Sursee die einzelnen Bohlen von Bolefloor nach Kundenwunsch. Die Oberflächen werden mit Bürsten bearbeitet, man kann das exklusive Parkett aber auch sägerau oder gehobelt verlegen, geölt oder eingefärbt bestellen. Der Name Bole übrigens stammt aus dem Altenglischen und bezeichnet den Stamm eines Baumes. So naturwüchsig wie er gewachsen ist, soll er auch auf dem Boden wirken. Und weil jeder Baum ein Unikat ist, handelt es sich bei Parkett immer um eine Massarbeit – bei Bolefloor vermittelt sich diese Tatsache bereits auf den ersten Blick.

Der Brownbag-Lunch ist eine Veranstaltung der Schweizer Baumuster-Centrale Zürich.

close

Kommentare

Mirvald 11.10.2018 12:20
Ich habe den Artikel gelesen und wollte eine Online-Broschüre für eine detailliertere Analyse.
Kommentar schreiben