Besucherinnen begutachten den neuen «Marmoleum Cocoa» in der Baumusterzentrale. Fotos: Gianfranco Rossetti
In Zusammenarbeit mit Forbo

Schokoladenseite

Wie passen Kakaobohnen und Linoleumboden zueinander? Diese Frage ergründete der Brownbag-Lunch der Schweizer Baumuster-Centrale: Forbo präsentierte den neuen Belag «Marmoleum Cocoa» mit eingestreuten Kakaoschalen.


Wie passen Kakao und Linoleum zueinander? Diese Frage ergründete der Brownbag-Lunch der Schweizer Baumuster-Centrale. Dort präsentierte Forbo den neuen Belag «Marmoleum Cocoa» mit eingestreuten Kakaoschalen, begleitet von einem Referat über Lebenszyklen von Materialien.

Das Vortrags-Format der Schweizer Baumuster-Centrale über Mittag bewährt sich, einmal mehr waren alle Plätze an der Weberstrasse 4 besetzt. Einleitend erklärte Marcel Gmür von Forbo die neue Uni-Kollektion, zu der auch der neue Kakao-Linoleum gehört. Insgesamt sind es fünf neue Optiken, die Architekten unterschiedlichste Raumstimmungen ermöglichen sollen. «Slate» ist von Schiefer inspiriert. Mit seiner geprägten Struktur bietet der Belag zusätzliche Trittsicherheit. «Concrete» kombiniert kühle Betonoptik mit warmen Farben, «Piano» bietet vier unterschiedliche Farbkonzepte mit je 20 aufeinander abgestimmten Nuancen und der Uni-Klassiker «Walton» – in Hommage an den englischen Chemiker Frederick Walton, der Linoleum 1860 entwickelt hat – ist in einer neuen Farbpalette erhältlich. Dem «Marmoleum Cocoa» schliesslich verleihen eingestreute Kakaobohnenschalen Struktur und subtile Farbnuancen. Es gibt den Belag in fünf Tönen: «White-», «Dark-», «Milk-» und «Earl Grey-Chocolate» sowie den bläulichen «Chocolate Blues». Interessantes Detail, nebstdem Linoleum architektonisch überzeugt oder als haptisch angenehme Oberfläche im Möbeldesign eingesetzt wird, funktioniert das Material vor allem auch in Spitälern und Pflege-Einrichtungen: Linoleum ist per se antibakteriell, braucht keine zusätzliche Ausrüstung.

Wie aber passen Kakao und Linoleum zueinander? Diese Frage ergründete abschliessend die HSG-Soziologin Dr. Monika Kritzmöller in ihrem Referat über die Lebensläufe von Materialien. Zuallererst positionierte sie sich als bekennende «Schokoholic» – sie hätte sich also mit viel Lust mit dem Thema beschäftigt. Weshalb aber gerade jetzt ein Lebensmittel – oder eben die Schale davon – als Bestandteil eines Bodenbelags funktioniert, erklärte die Referentin soziologisch anhand sich ändernden Identitäten. Linoleum ist seit dem Jugendstil ein gefragtes Material, Le Corbusier nutzte es 1912 für seine Maison Blanche in La Chaux-de-Fonds. Während Zinn, ein anderes Jugendstil-Material, in den Siebzigerjahren in der Versenkung verschwand, hielt sich Linoleum als attraktiver Werkstoff. Schokolade wiederum änderte seine Bedeutung, wurde vom teuren Statussymbol, über die süsse Kinder-Leckerei hin zum erneut edlen, bitteren Genussmittel, das nun wie Wein oder Whiskey degustiert wird oder in dem wir sogar baden. 


Ebenso ist es heute en vogue, mit Restprodukten und Materialien, die früher als Abfall galten, zu arbeiten – und zwar nicht aus Not, sondern aus Überzeugung: Das verdeutlichte Monika Kritzmöller anhand der Marke «Petite h» des Luxuslabels Hermès: Aus Materialresten, die bei der Produktion von Hermès-Taschen anfallen, fertigen sie neue Leuchten oder Accessoires. Wenn nun also Forbo mit dem neuen «Marmoleum Cocoa» Kakaoschalen – lange Zeit ein vermeintliches Abfallprodukt – zu einem neuen Bestandteil ihrer natürlichen Bodenbeläge machen, sind sie damit in bester Gesellschaft.

Der Brownbag-Lunch ist eine Veranstaltung der Schweizer Baumuster-Centrale Zürich.

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Kommentare

Mirko 07.11.2017 12:21
Einen super Anlass und eine spannende Berichterstattung. Toll!
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