Experimente mit bedrucktem Linoleum von Atelier Zürich.
Im Auftrag von Forbo

Inlaid-Linoleum: Rückkehr eines Klassikers

Bedeutende Architekten und Designer wie Peter Behrens oder Henry van de Velde gestalteten mit Inlaid-Linoleum. Die Firma Forbo lässt das bedruckte Linoleum jetzt dank Digitaldruck wieder aufleben.

Der jüngste «Brown Bag Lunch» in der Zürcher Baumuster-Centrale begann mit einem Parforceritt durch die Geschichte des Linoleums. Ueli Fritz, emeritierter Professor für Architektur, Ausstattung und Möbel an der Hochschule der Künste in Bern sowie gelernter Restaurator legte Originalbeläge aus seiner Linoleum-Sammlung zur Besichtigung aus und erzählte von den Vorboten elastischer Beläge: «Wachstücher» aus Öl und Harz, die im Mittelalter Farbe in die Räume brachten, der erste elastische Bodenbelag namens «Floorcloth» sowie das auf Kautschuk basierende Kamptulikon.

In der Baumuster-Centrale gab es historische Beläge aus der Linoleum-Sammlung von Ueli Fritzzu bewundern.

Ueli Fritz erzählte die Geschichte des Linoleums.

Vom Wachstuch zum Linoleum

Durch Zufall entdeckte der englische Chemiker Sir Frederick Walton 1863, dass sich aus Leinöl, Korkmehl und Harzen – alles natürliche, nachwachsende Rohstoffe – ein Bodenbelag herstellen lässt. Die Bestandteile von Linoleum haben sich seitdem nicht verändert, als Trägermaterial dient auch heute Jutegewebe. Seine Eigenschaften sind überzeugend: Es ist nicht nur leicht zu verlegen und vergleichsweise einfach zu reinigen, es dämmt auch vorbildlich den Schall und isoliert vor Kälte. Ausserdem ist das Naturprodukt antistatisch und antibakteriell.

Linoleum sei «das Material seines Herzens», meinte Ueli Fritz. Anfang des letzten Jahrhunderts hielt es dank der antibakteriellen Eigenschaften Einzug im Sanatoriumsbau, eroberte aber auch Villen. Beliebt war Inlaid-Linoleum: Dessen Herstellung erfolgte mit mächtigen Pressen und Formen oder Zinkblech-Schablonen. Danach wurde die Linoleummasse durch die Schablonen auf gespannte Gute fallen gelassen. Für jede Farbe kam eine eigene Schablone zum Einsatz. Die zum Dessin zusammengefügten Farben wurden dann unter hydraulischem Druck gepresst. Bedeutende Architekten wie Peter Behrens, Albin Müller oder Bruno Paul gestalteten mit Inlaid-Linoleum anspruchsvolle Oberflächen.

Inlaid-Linoleum wird heute nicht mehr hergestellt – das Verfahren ist zu teuer. Doch die Schweizer Firma Forbo lässt die Tradition von bedrucktem Linoleum mit digitaler Drucktechnologie wieder aufleben. Marcel Gmür, Leiter Vertrieb Schweiz bei Forbo, erläuterte die technischen Möglichkeiten des neues Angebots und wies ebenfalls darauf hin, dass der elastische Bodenbelag «aus ökologischer Sicht unschlagbar» sei. Die Aquajet-Technologie ermöglicht aufwendigste Muster und bietet eine nahezu grenzenlose Gestaltungsvielfalt. Mit Intarsien entstehen Bodenbilder, die versierte Handwerker in die Bodenfläche einarbeiten können. Gedruckt wird auf sogenannte «Slabs» in der Grösse von 200 mal 130 Zentimetern.
 

Marcel Gmür, Leiter Vertrieb Schweiz bei Forbo, erläuterte die heutigen Möglichkeiten.

Eine zeitgenössische Ästhetik für ein traditionelles Verfahren

Wie die Innenarchitektinnen Claudia Silberschmidt und Pascale Müller von Atelier Zürich das Potenzial des Digitalprints entdeckten und welche Erfahrungen sie damit sammelten, demonstrierten sie im abschliessenden Vortrag. Das für seinen eklektischen Stil bekannte Studio suchte einen geeigneten Bodenbelag für die Renovation der Gästezimmer im Zermatter Belle-Epoque-Hotel Beausite und die angrenzende Villa.

«Wir wollten neue Wege gehen, uns aber gleichzeitig an der Geschichte orientieren», sagte Atelier Zürich-Inhaberin Claudia Silberschmidt. Dafür recherchierten sie Bildmaterial von historischem, bedrucktem Linoleum und fertigten zwei Farbkonzepte an –in gemütlich-warmen Herbsttönen sowie in modern-sportlichen Gletscherfarben. Zusammen mit Forbo entwickelten sie ein Muster, bei dem eine stilisierte Rosette in ein Rechteck eingepasst ist. «Am schwierigsten war das Zusammensetzen des Musters an den Rändern», erklärte Pascale Müller. Muster und Moodboards konnte man in der Baumuster-Centrale begutachten – doch so schön das Ergebnis ist: Schlussendlich wurde aus Zeitgründen Parkett gewählt.

Nichtsdestotrotz tüfteln die Innenarchitektinnen an einem weiteren Linoleumprodukt. Dreiecksmuster in Beige-Tönen bilden die Basis dafür, die zu zahlreichen Mustern zusammengesetzt werden können. «Wagt euch ans Linoleum heran», ermunterte Pascale Müller das Publikum.
 

Pascale Müller von Atelier Zürich gab Einblick in ein anspruchsvolles Linoleum-Projekt.

Das Linoleum war in der Baumuster-Centrale auch zum Begehen ausgelegt.

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