Neugierig inspizieren die Architektinnen das Velux Modular Skylight. Fotos: Gianfranco Rossetti
In Zusammenarbeit mit Velux Schweiz AG

Heller Energie-Leuchtturm

Das dänischen Büro 3XN stellte am Brownbag Lunch in Zürich das «Green Solution House» vor, das zu 93 Prozent rezyklierbar ist. Energie spart der Bau auch dank den Oberlichtern von Velux.




Die Not des Zweiten Weltkrieges brachte den dänischen Ingenieur Villum Kann Rasmussen 1941 auf die Idee, die Estriche besser zu nutzen. Ein Jahr später meldete er sein Dachfenster unter dem Namen Velux – kurz für Ventilation und Lux, also Licht – beim Patentamt an. Der Rest ist Firmengeschichte. Heute treibt eine andere Not die Baubranche voran: Die Klimanot, beziehungsweise der Ruf nach nachhaltigen und ökologischen Gebäuden. «90 Prozent unserer Zeit verbringen wir in Innenräumen», erklärte Lone Feifer, Architektin bei Velux Dänemark, während die Zuhörer am Brownbag Lunch der Baumuster-Centrale Zürich ins Sandwich bissen und lernten: Auf ein Kilogramm Nahrung kommen 15 Kilogramm Luft, die wir täglich einatmen. Um Licht, Luft und Sonne effizienter ins Haus zu bringen, entwickelte der Fensterbauer zusammen mit Foster Partner das Velux Modular Skylight. Das Material ist besonders robust und energieeffizient, die Montage flexibel und rasch, der Motor in der Konstruktion versteckt. Seit 2012 ist das Oberlicht in England verfügbar, 2016 wurde es in der Schweiz lanciert.

Welche Architektur damit möglich wird, zeigte Kasper Guldager Jensen, Architekt beim dänischen Büro 3XN, in seinem rasanten Vortrag. Auf der Ostseeinsel Bornholm baute sein Büro ein altes Hotel zu einem Konferenzzentrum aus. Zwischen die beiden Altbauten steckten die Architekten einen lichtdurchfluteten Anbau, dessen Dach imposant auf- und niederzackt. «Green Solution House» heisst das Ensemble, der Name ist Programm. «93 Prozent der verbauten Materialien können auseinander gebaut und wieder verwendet werden», so Jensen. Die Landschaftsarchitekten gestalteten die Umgebung ohne Asphalt. Algen säubern das Abwasser, begrünte Wände verbessern das Klima, die Teppiche filtern Feinstaub aus der Luft, aus den Küchenabfällen werden Biogas und Dünger erzeugt. Und die Gäste können, wenn sie wollen, die Energie- und Materialkreisläufe in der App mitverfolgen.

Jensen spricht von «circular Design». Die Zukunft aber gehöre dem «behaviour Design». «Architektur verändert das Verhalten», ist Jensen überzeugt. Wie wichtig der Mensch ist, zeigte er an einer einfachen Rechnung: 1 Prozent der Kosten seines Architekturbüros entfallen auf die Energie, 9 Prozent auf die Miete und 90 Prozent auf die Gehälter. Beim Nutzer ist also der grösste Hebel. Was das architektonisch heisst, erklärte Jensen an einer Schule, deren Erschliessung die Mathegenies und die Sprachbegabten zusammenbringen soll. Oder an einem Kulturhaus, dessen Dach zur Tribüne für ein Jazzfestival wird. 3XN machen aus der Platznot eine Tugend. Villum Kann Rasmussen hätte ihnen zugenickt.

Der Brownbag-Lunch ist eine Veranstaltung der Schweizer Baumuster-Centrale Zürich.

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