Glatt und grün: Das eingeschossige Kita-Gebäude in «Ocean Green» auf dem Esslinger Dreieck. Foto:Reinhard Zimmermann
Im Auftrag von PREFA

Aluminium in allen Farben

Am Brown Bag Lunch zeigten AGPS Architecture eine Aluminiumhaut in Ocean Green. Lionel Schlessinger von Monopol Colors und Erich Bircher von Prefa stellten den Produktionsprozess vor.

Im Esslinger Dreieck, bei der Endstation der Forchbahn gut 30 Kilometer vor Zürich, stehen vier gediegene Mehrfamilienhäuser um ein ziemlich schräges Kabäuschen herum. Das Kleine hat eine glatte Haut und einen kecken Ausguck – und es ist rundum meergrün. AGPS Architecture haben das Gebäude entworfen. Es beherbergt eine Kita. Von ringsherum gucken die Fenster von 75 Wohnungen auf den kleinen Bau, teils auch von oben herab. Darum hat es eine Haut aus Aluminiumverbundplatten, welche die skulpturale Schnittfigur des Kita-Gebäudes rundum einkleiden, auch das Dach.


Gesucht: «Ocean Green»

In der Schweizer Baumuster-Centrale stellte AGPS-Partner Manuel Scholl das Projekt vor, und zwar im Rahmen des «Brown Bag Lunchs» von Anfang Dezember. Schon 1991, kurz vor der Bürogründung, hatte AGPS den Wettbewerb für den Masterplan des Esslinger Dreiecks gewonnen; realisieren konnte das schweizerisch-kalifornische Büro die vier Wohnhäuser mit Kita allerdings erst Jahre später, von 2010 bis 2018. «Wir wollten in der Überbauung verschiedene haptische Materialien zusammenspielen lassen», blickte Manuel Scholl zurück. Die Wohnhäuser weisen teils verputzte Flächen auf, die beinahe textil wirken, und in einem warmen dunklen Rosa gestrichene Loggien. Für den Kita-Bau suchten APGS nach einer passenden kühleren Farbe. «In den Sommerferien am Meer hatten wir wieder einmal über dessen Farbtöne gestaunt. Danach machten wir uns auf die Suche nach jener Farbe, die «Ocean Green» heissen sollte.»

Die Haut aus Aluminium umspannt alle Schrägen. Foto: Reinhard Zimmermann

Manuell Scholl blickt auf die Überbauung des Esslinger Dreiecks zurück.

Fündig wurden die Architekten bei der Farbherstellerin Monopol Colors. Geschäftsführer Lionel Schlessinger versprühte am Brown Bag Lunch seine starke Faszination für Farben. Jährlich 3500 Tonnen stellt Monopol Colors davon her, unter anderem in Fabriken in Nairobi und Mumbai. Das Labor dagegen steht im aargauischen Fislisbach. «Suchen und mischen Sie bei uns Ihre Farben selbst – bis Sie zufrieden sind!», lud Schlessinger das Publikum ein. Manuel Scholl bestätigte: «Wir waren selbst erstaunt, aus welchen Töpfen da welche Farbe hervorgezaubert wird.» Schlessinger informierte über die Geschichte der Farbherstellung, erläuterte die Anwendungsmöglichkeiten und betonte die Bedeutung für die Architektur, auch als Schutz vor Wetter und UV. Eine Farbrecherche im Colorlab sowie Standardmuster kosten laut Schlessinger nichts. Die Garantie auf Farbton und Glanz betrage 20 Jahre. Monopol Colors liefert alles aus einer Hand, von der Farbe über die Anwendung bis zur Reparatur.

Lionel Schlessinger von Monopol Colours informiert über das Angebot der Firma.


Überlang und bandbeschichtet

Die Aluminiumverbundplatten für die Kita und die Wohnhäuser im Esslinger Dreieck stellte Prefa her. Diese hat einige schöne Standardfarben im Programm – für bunte Spezialwünsche wie «Ocean Green» arbeitet Prefa mit Monopol Colors zusammen. Für die Kita waren teils Plattenlängen bis zu fünf Meter nötig, während die Normalmasse bis zu 1,5 Meter mal 4 Meter betragen», wie Erich Bircher von Prefa erklärte, der dritte Referent am Brown Bag Lunch. Prefa Aluminiumprodukte werden zum Grossteil im Coil Coating-Verfahren, also in einer Band- oder Spulenbeschichtung eingefärbt.

In der Schweiz beschäftigt Prefa 25 Mitarbeitende, europaweit sind es 700. Die Dachsysteme und Fassadensysteme werden in Werken in Österreich und Deutschland hergestellt. 1946 habe Prefa die erste Aluminium-Dachplatte ausgeliefert – 2023 werde man eine Solardachplatte vorstellen, verkündete Bircher.

Erich Bircher von Prefa erklärt, wie die Platten für die Kita produziert und verbaut wurden.


Recycling und Reuse beim Aluminium

Der Nachteil des Aluminiums ist der hohe Energieverbrauch bei dessen Herstellung. Dafür ist es langlebig. Nur schon die Garantiedauer von Prefa liegt bei 40 Jahren. Inzwischen betrage der Recygling-Anteil im Werkstoff, den Prefa verwendet, 87 Prozent, sagte Erich Bircher. Dadurch lasse sich der Energievebrauch dieser Sekundärproduktion im Vergleich zur Erstherstellung um 95 Prozent senken. Man produziere ausserdem zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Quellen. Noch kaum involviert ist Prefa in den Prozess der Bauteil-Wiederverwertung, also in Re-Use-Projekte. Das könnte aber noch folgen, denn die Langlebigkeit der Aluminiumverbundplatten ist hier vielversprechend – vorausgesetzt, sie sind verschraubt und nicht verklebt.

Die Erstherstellung von Aluminium ist extrem energieintensiv. Wo möglich, achtet Prefa auf einen hohen Recycling-Anteil sowie eine möglichst ressourcenschonende Produktion.

Die Kita auf dem Esslinger Dreieck ist nun fünf Jahre alt, und Architekt Manuel Scholl lobte am Brown Bag Lunch die Präzision der Fassaden- und Dachplatten: Die Oberflächen seien immer noch ganz glatt. Für das meergrüne Kabäuschen scheint die Kombination von Form, Farbe und Aluminium auf lange Zeit das Richtige zu sein.

 

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