Wunderliche Form, weiter Raum

Ein vielbeachteter Grundriss in einem aussergewöhnlichen Haus: Mit dem ‹Quirky House› denkt das Architekturatelier Scheidegger Keller die Schweizer Kleinwohnung neu.

Ein vielbeachteter Grundriss in einem aussergewöhnlichen Haus: Mit dem ‹Quirky House› denkt das Architekturatelier Scheidegger Keller die Schweizer Kleinwohnung neu.

Manchmal macht die Architekturgeschichte unerwartete Sprünge. Das zeigt sich etwa an der Ackersteinstrasse in Zürich-Höngg. Hier steht seit Kurzem ein neues Wohnhaus mit sieben kleinen 1½- bis 3½-Zimmer-Wohnungen – die Architekten Christian Scheidegger und Jürg Keller nennen es ‹Quirky House›: ein schrulliges Haus. Seine wunderliche Erscheinung erinnert verschwommen an die fantastischen Bauten des amerikanischen Shingle Styles des späten 19. Jahrhunderts. Natürlich spielt dabei die Schindelverkleidung – unverzichtbar bei den amerikanischen Landhäusern im namengebenden Schindelstil, eher ungewohnt im urbanen Zürcher Kontext – die entscheidende Rolle. Verblüffende Korrespondenzen zwischen dem kleinen Haus an den Hängen in Höngg und den ausladenden Sommerresidenzen in den Weiten von New Jersey, Rhode Island oder Connecticut entdeckt man aber auch in den tiefer liegenden Schichten der Architektur.   ###Media_2### ###Media_3### Folgt man den Beschreibungen des Architekturhistorikers Vincent Scully Jr., der dem Shingle Style mehrere Publikationen gewidmet hat, dann waren die Schindeln vor allem Mittel zum Zweck: Anstelle der stark gegliederten Fassaden früherer Holzständerbauten verwendeten Architekten wie McKim, Mead & White oder Henry Hobson Richardson ab 1870 die homogene Schindelverkleidung, um das Körperhafte ihrer Architektur stärker hervorzuheben. Der Massivität der pittoresk verwobenen Giebel, Dächer und Erker setzten sie gleichzeitig lange Fluchten von Fenstern oder Veranden entgegen, die den Bauten eine ungeahnte Leichtigkeit verliehen. Das Prinzip des expandierenden Raums Diese modern anmutende Horizontalität fand ihre Entsprechung im Innenraum, wo die früher kammerartig getrennten Zimmer und Hallen so weit wie möglich geöffnet und zu einem kontinuierlichen Raumgefüge verwoben wurden. Das wesentliche Ziel des Shingle Style nämlich, so ...

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