Francis Kéré sprach Ende Januar an der Veranstaltung E.A.T. in Zuoz.
Fotos: zVg
Der Architekt Francis Kéré bezieht oft die Bevölkerung mit ein, wenn er in Afrika baut. So könne er Wissen vermitteln, Geld sparen und die Leute abholen, erklärt er im Interview.
An der sechsten Ausgabe der Engadin Art Talks berichtete Francis Kéré über das Operndorf, das er zusammen mit Christoph Schlingensief in Burkina Faso geplant hatte, über das Bauen in Afrika und den Stellenwert des öffentlichen Raums. Der Architekt war eingeladen, am zweitägigen, öffentlich zugänglichen Symposium in Zuoz zu sprechen. Die Engadin Art Talks laden Künstlerinnen, Architekten, Autorinnen, Designer und Wissenschaftlerinnen aus aller Welt ein, über Themen zu diskutieren, die im weitesten Sinn einen Bezug zur Bergwelt haben. Der Mythos Berg wird dabei auch als global gültige Metapher verstanden, als Raum zwischen Natur und Künstlichem, als Ort, der in gleichem Masse für Sehnsüchte und Ängste steht. Die sechste Ausgabe nahm diese Ambivalenz auf und stellte die Tagung unter das Motto «Snow and Desert». Was zunächst als unvereinbares Paar erschien, spann ein horizonterweiterndes Netz aus Referenzen. Susanna Koeberle traf für Hochparterre den Architekten, der perfekt Deutsch spricht, zum Gespräch über das Bauen in Afrika und in Deutschland.In Ihren Projekten in Afrika involvieren Sie häufig auch die Bevölkerung in den Bauprozess. Welchen Einfluss hat das auf den Entwurf?Die Beteiligung ist in meinen afrikanischen Projekten sehr wichtig, denn damit vollzieht sich ein Wissenstransfer. In vielen Orten in Afrika besteht ein grosser Mangel an Fachleuten. Ich beziehe in meinen Bauten auch neue Techniken ein, dadurch lernt die Bevölkerung. Es gibt aber noch weitere Aspekte: Durch die koloniale Vergangenheit wurden die Leute passiv, man wartet darauf, dass etwas gebaut oder geflickt wird. So kann keine eigenständige Architektur entstehen. Deswegen versuche ich, die Leute in meine Projekte einzubinden, was zudem auch die Baukosten reduziert. Und: Durch ihre aktive Beteiligung sind die Leute stolz auf ihre Bauten, sie identifizieren sich damit.Welche Rolle spielen die ...
«Wenn man nützlich ist, hat man wieder eine Würde»
Der Architekt Francis Kéré bezieht oft die Bevölkerung mit ein, wenn er in Afrika baut. So könne er Wissen vermitteln, Geld sparen und die Leute abholen, erklärt er im Interview.
Susanna Koeberle 03.02.2017 07:58