Warum so reaktionär?

In den sozialen Medien häufen sich Bekenntnisse zu traditionellen, klassischen Bauformen. Hinter den Posts steckt eine globale Bewegung von selbsternannten Architekturrebellen. Eine Annäherung.

Fotos: Bobi Bazooka

In den sozialen Medien häufen sich Bekenntnisse zu traditionellen, klassischen Bauformen. Hinter den Posts steckt eine globale Bewegung von selbsternannten Architekturrebellen. Eine Annäherung.

Sie nennen sich ‹Architecture Rebellion› oder ‹Architectural Uprising› – in nationalen und lokalen Gruppen organisierte Social-Media-Accounts, die der Architektur, oder besser gesagt: der zeitgenössischen Architektur, den Kampf ansagen. Sie haben sich vor allem die «Schönheit» auf die Fahnen geschrieben, ihr Feindbild sind die «unmenschlichen Betonklötze», wie zum Beispiel auf dem Instagram-Account von ‹architekturrebellion.berlin› zu lesen ist. ‹architectural_uprising_east›, beheimatet an der amerikanischen Ostküste, formuliert es so: «Let us make a thing of beauty that long may live when we are gone.» Auch die Schweiz ist im Netzwerk vertreten. Seit Juni 2023 beteiligt sich ‹architektur_rebellion_ch› an der globalen Rebellion, wenn auch im kleinen helvetischen Rahmen. Überhaupt sind Rebellion und Aufstand grosse Worte für eine Bewegung, die ihre Follower bisher vor allem mit Posts versorgt hat. Erschreckend ist jedoch der globale Anspruch der Accounts: In der Aufmachung gleicht der eine dem anderen: Im runden Profilbild prangt meist eine schwarze Stadtsilhouette auf einfarbigem Hintergrund, die man als europäische Stadt bezeichnen könnte. Eine andere Vorstellung von Stadt gibt es nicht. Fehlt die Silhouette, nehmen Landesflaggen, antike Statuen, Säulenordnungen oder Wappen das Zentrum ein. Darum herum steht der Name des jeweiligen Accounts, in Grossbuchstaben mit Serifen. Der Duktus: Zigarrenlounge. Das scheint anzukommen. Auf Instagram, ‹X› (ehemals Twitter) und Facebook sind die selbsternannten Architekturrebellen ein wachsendes Phänomen, immer neue Splittergruppen kommen hinzu. Die Anzahl der Follower variiert jedoch stark. Während einigen Accounts, etwa dem aus der Schweiz, nur wenige hundert folgen, erreichen andere Followerzahlen, die in die Zehntausende gehen. Das Phänomen hat in diesem Jahr auch die deutschsprachige Tagespresse erre...

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