Von Modellmanie und
Wunderkammern

Sie kuratierten die Ausstellung ‹Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie› im Deutschen Architekturmuseum. Nun haben Teresa Fankhänel und Oliver Elser besondere Beispiele des Genres bewertet.

Fotos: Jan Reimann, Studio Fuser & Sam Linder, UFO

Sie kuratierten die Ausstellung ‹Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie› im Deutschen Architekturmuseum. Nun haben Teresa Fankhänel und Oliver Elser besondere Beispiele des Genres bewertet.

Oliver Elser (OE) Wir beide trafen uns im vorletzten Herbst auf der Konferenz ‹Are You a Model?› in Darmstadt. Wir sahen unzählige Architekturmodelle auf Powerpoint-Präsentationen an uns vorbeiziehen, aber eine Sache ist mir geblieben: das Zoom-Gespräch mit dem deutschen Künstler Thomas Demand, der aus Los Angeles zugeschaltet war. In seinem Werk kommt vieles zusammen, was mich schon lange an Modellen fasziniert. Er verbindet scheinbar Gegensätzliches miteinander: Realismus und die Störung des allzu Perfekten; Atmosphäre und ein Gefühl von Unheimlichkeit; Wahnsinnsaufwand und Chaos. Was viele nicht wissen: Er baut seine Modellinterieurs immer im Massstab 1:1! Sein Modell vom Oval Office, vom Büro des amerikanischen Präsidenten, war wirklich so gross wie das reale Vorbild [ Abb. 9]. Bloss war alles nur aus farbigem Papier gefaltet und wanderte hinterher auf den Recyclinghof! Der Auftrag kam in diesem Fall von der ‹New York Times›, zur Illustration einer Geschichte über die fatale Präsidentschaft von George W. Bush junior, der für den Krieg in Afghanistan und im Irak verantwortlich war. Damals dachten wir, dass es wohl nicht schlimmer kommen würde, und ein gewisser Donald Trump turnte noch in TV-Shows herum. Teresa Fankhänel (TF) Jetzt überlege ich natürlich, welches Modell Trump verkörpern könnte. Wie wärs mit dem für den Wiederaufbau der Twin Towers [ Abb. 7]? Den hat er um 2005 in Publicity-Aktionen unter dem Slogan ‹Make New York New York Again› beworben. Im Gegensatz zu Bush posierte Trump in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren gerne mit solchen ebenfalls sehr detaillierten Architekturmodellen. Die erhoben einen permanenten Anspruch auf visuelle Dominanz im Stadtbild. Ich mag dieses Foto aber vor allem deshalb, weil es den einzigen mir bekannten afroamerikanischen Modellbauer zeigt, der damals den Wiederaufbau der Türme mit seinem Büro unterstütz...

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