Setzt auf «Kulturerfahrungen und die Neugier auf die Welt»: Bob Gysin in seiner Wohnung in der Europaallee in Zürich. Fotos: Urs Walder

Vermittler und Wegbereiter

Im Rückspiegel erzählt Bob Gysin (80), wie er sich als Architekt der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlte und wie ihn die indigenen Hochkulturen in Lateinamerika lernten, was Architektur auch noch sein könnte.

Ende der 1960er-Jahre war die Zeit der Stadtflucht – viele Leute aus meiner Generation wollten ins Grüne ziehen. Ich entdeckte in jener Zeit ein grosses baufälliges Bauernhaus in der Zürcher Gemeinde Dübendorf und konnte es mit der Hilfe von Freunden renovieren. Ich erfüllte mir einen Traum und eröffnete in den ehemaligen landwirtschaftlichen Ökonomieräumen eine Galerie für aktuelle Kunst. Fünf Jahre später gründete ich am selben Ort mein Architekturbüro. Mir war es wichtig, Kunst und Architektur nicht zu vermischen. Stattdessen betrachte ich diese Disziplinen als komplementär und lege grossen Wert auf ein breites Kulturverständnis. Vielleicht war das auch der Grund dafür, dass der erste Wettbewerb, den wir gewannen, das Kulturzentrum Obere Mühle in Dübendorf war. Hier konnten wir zeigen, dass sich auch ein Denkmalschutzobjekt energetisch sanieren lässt – mit einem gut gedämmten Dach, Isolation gegen das Erdreich und einem isolierenden Innenputz. Das Treppenhaus nahmen wir aus dem Dämmperimeter heraus. Mit ähnlichen architektonischen Denkansätzen konnten wir bald die ersten grossen Wettbewerbe – zum Beispiel das Offiziersausbildungszentrum und das Forum Chriesbach auf dem Campus der Eawag in Dübendorf – für uns entscheiden. Wir haben früh den Einsatz alternativer Baumaterialien und einfache technische Lösungen erprobt, die man heute als Low-Tech bezeichnen würde. Die architektonischen Konzepte und Details waren mir wichtiger als technische Höchstleistungen. Der Betonskelettbau des Forums Chriesbach zum Beispiel verfügt über ein zentrales, unbeheiztes Atrium, das der Nachtauskühlung, als sozialer Treffpunkt und als Tageslichtquelle dient. Zudem hat es nichttragende Lehmwände und rundherum bewegliche Glaslamellen, die die Fassaden je nach Sonnenstand verschatten und die Wärmeeinstrahlung regulieren. Wir sind eher zufällig in die Rolle von Pioni...
Vermittler und Wegbereiter

Im Rückspiegel erzählt Bob Gysin (80), wie er sich als Architekt der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlte und wie ihn die indigenen Hochkulturen in Lateinamerika lernten, was Architektur auch noch sein könnte.

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