Der Neubau des Amts für Umwelt und Energie (AUE) holt Solarfassaden in die Basler Altstadt. Ist das Gebäude von Jessenvollenweider ein Vorbild? Oder steht es für veralteten Technizismus? Pro und Contra.
Überragend oder überholt?
Der Neubau des Amts für Umwelt und Energie (AUE) holt Solarfassaden in die Basler Altstadt. Ist das Gebäude von Jessenvollenweider ein Vorbild? Oder steht es für veralteten Technizismus? Pro und Contra.
Fotos: Daisuke Hirabashi
Axel Simon: Pro
Ein «gut zu kommunizierendes Anschauungsobjekt» und einen «Motivator für andere Bauprojekte», das bestellte der Kanton Basel-Stadt 2013 beim Wettbewerb für einen Ersatzneubau des AUE. Er wünschte sich «technische Neuerungen mit Potenzial», vor allem aber «ein Gesamtkonzept, das den aktuellen Wissensstand zum nachhaltigen Bauen mit einer hohen Arbeitsplatzqualität und einer überzeugenden Architektur verbindet».
Acht Jahre später ist der aktuelle Wissensstand in vielen Teilen überholt, was auch ein gutes Zeichen ist: Wir lernen schnell. Die Kehrseite: Der frische Neubau des AUE dient nun vielen als Anschauungsobjekt dafür, wie man es nicht machen sollte. Er sei zu technisch, zu aufwendig, zu teuer, am falschen Ort. Allein die graue Energie der Fassade: Das Schmelzglas der Module war viermal im Ofen und ist so unregelmässig, dass es nicht die üblichen zwei, sondern sieben Folien brauchte, um es mit den Solarzellen zum Modul zu laminieren. Die metallischen Punkte aus Titannitrid schlucken fünf bis neun Prozent des Stromertrags und haben keinerlei Funktion ausser der ästhetischen. Für die Architektinnen sind sie die i-Tüpfelchen auf den eher künstlerisch als technisch komponierten Fassadenplatten. Geht es anachronistischer?
Ja, klar: Anachronistischer sind die Architekten, die mit dem Finger auf das AUE zeigen, beim eigenen Werk aber immer gerade so nachhaltig sind, wie das Gesetz oder die Bauherrschaft es vorschreibt. Heute, acht Jahre nach dem Wettbewerb, wissen wir, wie wichtig das Reduzieren ist – von Emissionen, von Ressourcen, von Raum. Wir wissen aber auch, dass wir mit jeder Wärmepumpe und jedem Tesla mehr Strom brauchen, und den müssen auch unsere Häuser produzieren, sonst reicht es nicht. «Ja, aber», sagen diese Architekten nun, «es gibt einfach keine architektonisch überzeugenden Lösungen.» Eben! Zahlen sind wichtig, aber auch ni...
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