Tech-Sprössling im Betonland

Zwei Millionen Franken, ein gebrauchter Roboter und etwas Grössenwahn: Ob das Start-up-Unternehmen Rematter mit Holz und Lehm die Betonflachdecke verdrängen wird?

Zwei Millionen Franken, ein gebrauchter Roboter und etwas Grössenwahn: Ob das Start-up-Unternehmen Rematter mit Holz und Lehm die Betonflachdecke verdrängen wird?

Im Pitch Deck von Rematter ist die Zukunft bereits geschrieben. Da ist erstens die Dringlichkeit: 37 Prozentder globalen CO2-Emissionen entstammen der Bauwirtschaft, und die meiste Masse steckt in den Geschossdecken. Da sind zweitens der Status quo und die fehlende Konkurrenz: 85 Prozent der Decken bestehen aus Stahlbeton, und die Alternativen des Holzbaus sind zu teuer oder zu schlecht punkto Brand- und Schallschutz, Wärmespeicherung und Zirkularität. Und da ist das bahnbrechende Produkt: eine robotisch gefertigte Holzbalkendecke mit Lehmgewölben, die 80 Prozent CO2 einsparen hilft, das Raumklima verbessert, die Bauzeit verkürzt und noch nicht einmal teurer ist als die Betondecke. Angesichts dieser eierlegenden Wollmilchsau überschlagen sich die Superlative, im Investorendossier rasen sämtliche Kurven nach oben. 2024 hat Rematter 355 Quadratmeter Deckenelemente verkauft, 2027 sollen es mehr als 180 000 sein, 2028 fast eine halbe Million. Zum Vergleich: Die Nutzfläche der Zürcher Europaallee beträgt 270 000 Quadratmeter. Grössenwahn? Im Start-up-Business gehört das zum Programm. Da ist alles sustainable and digital, gamechanging and disruptive, tomorrow’s unicorn. Tatsächlich scheitern die meisten Jungunternehmen in den ersten drei bis fünf Jahren. Die Geschichte von Rematter ist aber keineswegs fertig geschrieben. Ob sie zwei Schritte nach der Start-up-Garage endet oder zur Erfolgsstory wird, in der David den Goliath namens Betonmarkt besiegt? Kapitel 1: Die Erfindung Die Geschichte beginnt 2020, kurz vor Ausbruch derPandemie. Auf einem Life-Science-Campus bei Basel plant die Bauherrin Senn ein Bürohaus als Leuchtturm der Nachhaltigkeit. Das Architekturbüro Herzog & de Meuron und ZPF Ingenieure starten mit wenig mehr als einer Idee und ambitionierten Zielwerten. Über Hortus, das ‹House of Research, Technology, Utopia and Sustainability›, wurde seither viel be...

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